Der Titel verrät ja schon ein bisschen, worum es im heutigen Post geht, auch wenn die Handtasche in diesem Sinn eher metaphorisch gemeint ist. Vor Kurzem sind wir über einen sehr interessanten Artikel im Porter Magazin gestoßen, der uns nachdenklich gemacht hat. So schreibt die Autorin, was sie ihrem Mann vor der Hochzeit versprochen hat:
“I promised that I would never make him hold my purse. Let me make this clear: when I talk about purse holding, I’m mostly speaking metaphorically. And what I was saying to my husband-to-be was, effectively, “I need you to be the kind of man I respect enough not to hand you my purse. I need to look at you and see a man with dignity and boundaries, not my personal assistant or someone I wish to torture just because of your gender.”
In einer Generation von Frauen aufzuwachsen und Karriere zu machen, die Emanzipation als Selbstverständlichkeit betrachtet, für die alles möglich ist, die selbst verdienen und nicht mehr vom Mann an ihrer Seite abhängig ist, ist für uns absolut großartig. Doch der Artikel beleuchtet auch eine andere Seite: die des Mannes (im Artikel wird die Bezeichnung “Beta Male” verwendet) an der Seite dieser Power Frauen, der aufgrund seines Geschlechts per se degradiert, belächelt oder als – bildlich gesprochen – praktischen Handtaschenhalter mit Nebenfunktion Assistent umfunktioniert wird. Versteht uns nicht falsch: wir fangen jetzt nicht an, plötzlich die Männer um uns herum zu bemitleiden, aber es ist interessant, dieses Thema auch mal von der anderen Seite zu beleuchten.
“While me may no longer depend on men financially, few of us would argue that we don’t still need and want them, romantically and sexually at the very least. And there is an argument to be made that the man who is content to ‘hold our purse’ is truly confident in his masculinity. But do we actually want men to behave like that? And if we don’t, is it our fault if we find that behavior unappealing?”
Deswegen fragen wir uns im heutigen Heart to Heart: wieviel ihrer Männlichkeit müssen “echte Männer” heutzutage abgeben? Ist man kein männlicher, anziehender Mann, wenn man die Handtasche der Frau trägt – oder ganz im Gegenteil, ist es ein Zeichen gegenseitiger Unterstützung und Anerkennung? Wieviel der gegenseitigen Anziehung hängt von klassischen Geschlechterrollen und -bildern ab? Heart to Heart – let’s talk!
Wer, wie Vicky, seinen Partner in der Schule kennenlernt, der macht sich noch wenig Gedanken über Karriere & Co.: Ich habe meinen Freund vor mehr als 11 Jahren in der Schule kennengelernt. Ich war im Gymnasium, er war in der angrenzenden Handelsakademie. Es stand damals noch in den Sternen wer (oder ob überhaupt jemand) von uns beiden Karriere machen würde.
Nach der Matura (= Abitur) entschieden wir uns gemeinsam für Studien in Wien jedoch an unterschiedlichen Universitäten und mit ganz anderen Themen. Er Wirtschaft, ich Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Während er am Anfang “nur” Student war ging ich 2-3x die Woche kellnern um mir meine Reisen zu finanzieren. 2009 fing er auf geringfügiger Basis bei einem Start-Up an und ich gründete 2010 meinen Blog.
Ich schätze mich unheimlich glücklich, dass wir uns über die vielen Jahre hinweg immer gemeinsam weiterentwickeln konnten. Jeder von uns hat Praktika und Reisen gemacht, oft auch im Ausland und mit Fernbeziehung über mehrere Wochen. Wir haben dem anderen immer alle Freiheiten gegeben um sich sowohl persönlich als auch beruflich zu entwickeln. Und ich denke einer der vielen Gründe wieso wir so gut harmonieren ist, dass wir in der Zwischenzeit beide eine eigene, erfolgreiche Karriere haben. Wir trennen berufliches und privates meistens stark. Er ist kein “Photographer Boyfriend” und ich sitze nicht dauernd bei ihm im Büro. Wir lieben unsere Jobs und bewundern die andere Person sehr dafür was sie macht.
Mein Freund wurde früher öfter von Freunden und Bekannten die uns nicht so gut kannten als Macho bezeichnet. Er ist unheimlich zielstrebig und beschäftigt sich kaum (read: nicht) mit Dingen die ihn nicht interessieren. Für viele mag das egoistisch oder unfreundlich wirken, für mich persönlich ist das ein Punkt der ihn sehr attraktiv macht. Mir wurde von Kind auf daheim immer beigebracht, dass man für Erfolge im Leben hart arbeiten muss. Genau diese Qualitäten bringt mein Partner auch mit. Meine Handtasche hält er zur Not auch mal wenn ich bis über den Kopf bepackt bin, ich würde allerdings nie auf die Idee kommen sie ihm bei einem Spaziergang durch die Stadt in die Hand zu drücken – if you know what I mean.
I need to look at you and see a man with dignity.
Für Kathi ist die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt in einer Beziehung das Wichtigste: Ich befinde mich in einer Beziehung, die durchwegs von gegenseitiger Unterstützung geprägt ist – von Umzügen in andere Städte (oder Kontinente) und Fernbeziehung zu Jobwechseln, Studien und Selbstständigkeit war schon alles dabei. Wenn man jung zusammenkommt finde ich es wichtig, sich gegenseitig genug Freiraum für die persönliche Entwicklung zu lassen. Jetzt sind wir verheiratet und wieder in einer neuen Lebenssituation, und ich weiß durch die Vergangenheit, dass in unserer Beziehung alles möglich ist – weil ich einen Mann an meiner Seite habe, der so zielstrebig seinen Weg verfolgt wie ich. Der es bewundert, was ich auf die Beine gestellt habe und ein großer Teil davon ist und von Anfang an war, der seinen Input und Kritik gibt auch wenn ich es vielleicht manchmal nicht hören will und mir somit immer wieder weiterhilft. Ich glaube, dass es langweilig wäre, mit jemandem zusammen zu sein, der nicht ebenso ehrgeizig und ausgelastet ist wie ich.
Mein Mann hat auch viel dazugelernt, um mich bei meinem Job unterstützen zu können, zum Beispiel wie man gute Fotos macht, auch wenn es ihm am Anfang nicht allzu viel Freude gemacht hat. Das nehme ich nicht als gegeben an und bin sehr dankbar dafür, dass er versteht, wie wichtig es ist meinen Alltag abzulichten ohne es zu belächeln oder davon genervt zu sein. Umgekehrt könnte ich mir allerdings nicht vorstellen, ihn zum personal assistant zu degradieren, wie es bei Blogger Paaren öfter der Fall ist. Ich bin froh, dass wir zwei getrennte Leben haben, in denen jeder “sein Ding” macht und wir uns am Abend davon erzählen können. Ich schätze seine Sichtweise auf Dinge, die oft etwas wirtschaftlicher ist als meine, aber auch er hat einige meiner Eigenschaften übernommen – so kann man auch beruflich voneinander profitieren, wenn man den anderen respektiert und wertschätzt. Was mir allerdings am besten gefällt, ist dass wir in unserer Beziehung kaum in klassische Geschlechterrollen fallen, weder privat noch im Beruf, und ich weiß dass mein Mann unglaublich stolz auf meinen eigenständigen Weg ist, genauso wie ich auf seinen.
EN: The title of this post already gives away what it’s all about, at least metaphorically spoken: to make him hold your purse. A while ago, we stumbled upon this article in Porter magazine, where the author asks herself: what are we doing to men?
“I promised that I would never make him hold my purse. Let me make this clear: when I talk about purse holding, I’m mostly speaking metaphorically. And what I was saying to my husband-to-be was, effectively, “I need you to be the kind of man I respect enough not to hand you my purse. I need to look at you and see a man with dignity and boundaries, not my personal assistant or someone I wish to torture just because of your gender.”
So for today’s post, we try to figure out how much respect and dignity is needed for a healthy relationship, how feminism has changed the way we see men and how they see themselves and their roles in relationships and if it’s really that bad to make him hold your purse.
“While me may no longer depend on men financially, few of us would argue that we don’t still need and want them, romantically and sexually at the very least. And there is an argument to be made that the man who is content to ‘hold our purse’ is truly confident in his masculinity. But do we actually want men to behave like that? And if we don’t, is it our fault if we find that behavior unappealing?”
For both of us and our relationships, mutual freedom, respect and support has always been a major focus. We’ve been in those relationships for a really long time and nobody knew how our paths would look like, but we always gave the other person space to evolve and figure out their way. Vicky knows her partner since they went to school and they, even though they walked the whole entire path together, are doing something totally different at the moment. She likes that he has strong opinions and is not afraid to share them either. They now have individual, successful careers and are more than happy for the other person and admire what they each have accomplished. Kathi loves that her relationship is characterized by the mutual support that has always been so important for them since the beginning. No matter if long distance relationship, university or switching from a full time job to being self-employed, they have always supported each others decisions. Kathi’s husband has learned some camera skills in order to support her and even though Kathi doesn’t take it for granted, she is still happy about it. What we both couldn’t imagine is being the typical blogger couple with the “photographer boyfriend” and we love that we each have our own career paths that we can talk about during dinner.
5 thoughts on “Heart To Heart: To Make Him Hold Your Purse”
wow ein echt sehr toller beitrag und toll eure beiden ansichten zu sehen – ich finde es toll zu sehen, dass ihr beide in einer beziehung seit – wo ihr euch u u auch euren partner so viel gibt wie es nötig ist :) ich glaube bzw ich tu mich da machmal schon sehr schwer…
glg katy
http://www.lakatyfox.com
Ich muss sagen, dieser Artikel (oder zumindest die Zitate) regt mich gerade ziemlich auf. {Nicht eure eigenen Beiträge dazu, mit denen gehe ich großteils d’accord.} Diese Aussagen der Autorin von “strong counterpart”, “dignity and boundaries” und “But do we actually want men to behave like that?” schreiben doch zwischen den Zeilen wieder nur ein Geschlechterstereotyp fest, unter dem Männer genau so leiden können wie Frauen… Meine Güte, wenn der Mann die metaphorische Handtasche gern hält, weil er seine Frau gern unterstützt, macht ihn das doch nicht weniger zu einem Mann. Ganz im Gegenteil, das macht ihn zu einem Mann, der seine Frau gern unterstützt und das ist eigentlich ziemlich cool. Man sollte aufhören, ständig zu fragen, was das “normale” Verhalten für eine Frau/einen Mann ist. Geschlecht ist etwas Biologisches, das hat doch mit Verhalten und rosa/hellblau nichts zu tun. Und wenn ich einen Partner kennenlerne, dann mag ich den offenbar so, wie er ist – mitsamt seiner “geschlechtsunspezifischen” Verhaltensweisen. Und wenn ein Paar damit glücklich ist, dass sie Karriere macht und kurze Haare hat, und er daheim im rosa Pullover auf die Kinder aufpasst und ihre Handtasche hält, ist das doch super. Und sich gegenseitig zum Assistenten/zur Assistentin degradieren ist in keiner gleichberechtigten Partnerschaft cool.
Amen!
Der Artikel entspricht auch nicht ganz meiner Meinung, da er schon eine Art Rollenaufteilung suggeriert, welche man ja eigentlich in einer Beziehung vermeiden möchte. Wieso muss es immer schwarz oder weiß sein?
Mein Freund nimmt mir gern mal die Tasche ab, wenn Sie mir zu schwer ist. Liegt warhscheinlich daran, dass sein schweres Geldbörserl auch darin liegt. Das dicke Geldbörserl daher, weil er durchaus mehr verdient als ich – macht aber nix, da ich sicher genau so schwer arbeite wie er.
Was aber durchaus wichtig ist: wir beide wissen, dass wir einen Partner an der Seite haben welcher den anderen unterstützt und zur Not den Müll runter bringt, wenn es der andere nicht schafft.
Alles Liebe
Ein wirklich interessanter Beitrag im Porter Magazine und wirklich spannend eure Meinung dazu zu hören.
Gerne mehr Heart to Hearts!
xxx Julia
http://www.talesofjules.com/
Schon komisch, erst heissts immer die Männer müssen auch mithelfen – jetzt sollen sie doch lieber Mann bleiben. Ich glaub jeder sollte hier seine eigene Ebene mit seinem Partner finden. Er hält auch eher selten meine Handtasche. Mir wäre auch lieber er würde den Staubsauber halten als meine Handtasche :D Da es nach 6 Jahren immer noch nicht soweit gekommen ist und wir uns nur bei diesem Thema nie einigen konnten, haben wir jetzt eine gute Fee die dieses Streit-Thema aus der Welt schafft. ;-) Wir haben also quasi jetzt einen Rucksack statt einer Handtasche und sind beide sehr Happy damit. Ab und zu muss man statt A und B auch mal C sagen.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at – Fotografie