An Selbstbewusstsein mangelt es uns in der Regel nicht. Wir sind nicht auf den Mund gefallen, stehen mit beiden Beinen im Leben, sind aufmerksam und handeln selten unüberlegt oder fahrlässig. Wir würden sogar soweit gehen und behaupten, dass wir keine Opfertypen sind. Dachten wir zumindest bis vor einer Woche in New York…
Es war Montagmorgen, 7:15 am Memorial Day (=Feiertag) als wir uns samt Kaffee und Sportschuhen auf den Weg zum Rumble Boxing machten. Wie fast alle Wege in New York, gingen wir auch dieses Mal die 1.5km zu Fuß den Broadway entlang in Richtung NoHo. Ein paar Blocks von dem Hotel entfernt kamen wir zu einem Gebäude, das in ein Gerüst gehüllt war und der Gehsteig aufgrund dessen recht eng, überdacht und ein wenig abgeschottet war. Dort hielten sich ca. 7-10 Männer (mit Bauhelmen, Sicherheitswesten und Stiefeln – vermutlich auf dem Weg in die Arbeit) mit ihrem Kaffee auf und unterhielten sich. Zwei davon grüßten mit “Good morning, Ladies.”, wir grüßten im Gehen freundlich zurück, woraufhin wir ein Lächeln und “Thanks, sweetie” sowie ein paar Blicke hinterher bekamen. Alles harmlos, freundlich und definitiv nicht aufdringlich.
Ein paar Meter später kamen wir an einer großen Kreuzung (Broadway und Houston St.) aufgrund einer roten Ampel zum Stehen. Wenige Sekunden später bekam Vicky einen Body-Check von hinten, sodass sie fast auf die Straße fiel. Grund dafür war ein, offensichtlich unter Drogen stehender, Mann. Geschätzt Mitte/Ende Zwanzig, Kategorie ungepflegt aber nicht unbedingt obdachlos. Neben uns waren weit und breit keine Menschen, die Kreuzung riesig und definitiv genug Platz, sodass der Stoß von hinten wahrscheinlich nicht unabsichtlich passierte. Wir waren erschrocken, schenkten dem Typ aber keine Beachtung, in der Hoffnung er würde einfach weiter gehen. Doch als einer der Männer, die uns zuvor gegrüßt hatten zu unserer Verteidigung aus der Ferne rief “Hey, that’s not a nice thing to do!” blieb er abrupt stehen. Seine Augen weit aufgerissen (again: drugs, obviously). Er sagte nichts, atmete nur sehr intensiv und laut. In der Zwischenzeit wurde die Ampel grün und wir versuchten so zügig wie möglich die Straße zu kreuzen um uns der Situation zu entziehen. Leider war er sofort auf unseren Fersen, also drehten wir spontan ab und wollten die Richtung ändern. Er auch. Als wir dann sofort wieder an einer roten Ampel standen, holte er aus seinen Taschen Gärtnerhandschuhe… das war der Punkt an dem wir realisierten, dass die Situation gerade unberechenbar wurde.
Abrupt machten wir auf der Ferse kehrt und gingen zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung. Als er sich die Handschuhe hinter uns anzog und meinte “I am going to grab you and hurt you real bad”, versuchte es Vicky noch mit einem direkten Blick ins Gesicht um ihm zu verdeutlichen, dass er uns nicht einschüchtern kann. Leider löste dies nur weitere Aggressionen aus. Voller Panik suchten wir blitzschnell unsere Umgebung nach einem Ausweg ab. Ungefähr 10 Meter entfernt ware in Eingang zu einem Subway, circa 100 Meter weiter die nächste Ampel an der ein erwachsener Mann stand und etwas am Handy machte. Da ein Abstieg in die Subway Unterführung definitiv keine Option war, steuerten wir im Stechschritt den Mann an der Ampel an. Der Plan wäre gewesen, ihn direkt anzusprechen und nach Hilfe zu fragen. Doch so weit kam es zum Glück nicht…
Während wir panisch nach einem Ausweg aus der Situation suchten, hatte die Männer-Gruppe vom Gebäude im Gerüst offensichtlich (und zu unserem großen Glück) das Geschehen verfolgt. Auf einmal hörten wir sehr bestimmte Rufe “Stop it, leave the girls alone right now!”. Und binnen Sekunden war der verrückte Kerl von drei Männern umzingelt, die ihn von uns abdrängten und auf die gegenüberliegende Straßenseite abwimmelten. Drei weitere Männer liefen besorgt in unsere Richtung um zu sehen ob alles ok war, während zwei Herren von der Kreuzung aus alles verfolgten und uns nochmals fragten, ob uns eh nichts passiert sei.
Passiert ist uns nichts, doch eine Lehre war es definitiv. Wir waren zu zweit unterwegs. Es war hell und wir waren auf einer der größten Straßen in NYC. Wir waren ungeschminkt, trugen beiden lange schwarze Hosen und lose Hoodies. Wir schrecken nicht davor zurück jemandem unsere Meinung zu sagen – und doch passierten die Ereignisse so schnell, dass wir mit der Situation sichtlich überfordert waren. Das machte sich auch durch die Tränen in den Augen und das anschließende Herzrasen und Adrenalin sofort bemerkbar.
Wieso wir diese Geschichte mit euch teilen? Solche Situationen passieren wahrscheinlich täglich in jeder größeren Stadt. Sie passieren ruhigen Mädels genauso wie erwachsenen, aufgeschlossenen Frauen. Sportlichen Damen in Sneakers und Ladies in High Heels. Darum ist es uns ein Anliegen, den heutigen Beitrag diesem Thema zu widmen. Auch wenn es nicht viel gibt, das man dagegen unternehmen kann, hilft es eventuell eine solche Situation einmal mental durchzuspielen. Sich mit den Optionen zu beschäftigen, und zu wissen, dass es definitiv ok ist, nach der Hilfe von Fremden zu fragen, sobald man sich selbst nicht mehr sicher fühlt. Oder wie seht ihr das? Heart to hear – let’s talk!
Leider war es für Kathi nicht die erste Erfahrung dieser Art: Für mich war es definitiv ein Schockmoment, doch leider nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert ist – und die letzten beiden Male bin ich auch leider nicht so glimpflich davongekommen. Ich habe das noch nie auf meinem Blog oder Social Media thematisiert, aber vor 3 Jahren wurde ich in Wien vor einem Club von einem Mann niedergeschlagen – mit Anlauf, Faust ins Gesicht. KO, bewusstlos am Boden, aufgewacht und von der Rettung und Freunden umringt, blaues und blutunterlaufenes Auge für 4 Wochen und ein Muskelriss direkt unter dem Auge, den man bei gewissem Licht auch sieht und den die meisten für ein Lachgrübchen halten. Zum Glück war das eine Zeit, in der es noch keine Insta Stories gab, so konnte ich am Blog mein Auge super unter Sonnenbrillen verstecken – vergessen werde ich es allerdings nie. Das andere Mal war ich 16 Jahre alt und mit meiner besten Freundin am Hauptbahnhof in Salzburg unterwegs, wo wir dann von zwei Mädchen Ohrfeigen für unsere Outfits kassiert haben – wir waren in Miniröcken am Weg in die Disco und die beiden haben unseren Look offensichtlich nicht so gut gefunden. In beiden Situationen war ich völlig wehrlos, perplex ob der Geschwindigkeit der Geschehnisse und eigentlich die schwächere Person, weil ich dachte, ich könnte mit einer vernünftigen Art entgegensetzen. Vor allem seit dem Vorfall vor dem Club in Wien bin ich allerdings extrem vorsichtig vor allem Männern gegenüber (so traurig es auch ist), weil ich seither verstanden habe, dass solche Sachen die man in der Zeitung liest nicht nur “den anderen” passieren und man ganz schnell zum Opfer werden kann – von einer Minute auf die andere. Deswegen versuche ich als Strategie hauptsächlich, so schnell wie möglich aus solchen Situationen zu flüchten, mich unbemerkbar zu machen und keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Das hat diesmal in New York nicht geklappt und ich glaube, für solche Fälle gibt es auch keine Allgemeinformel, wie man sich verhalten sollte. Was wir aber definitiv gelernt haben oder zumindest glauben wir die Lehre daraus gezogen zu haben, ist um Hilfe zu bitten, egal wie klein einem die Situation zunächst auch vorkommen mag – man weiß ja schließlich nicht, was daraus in den nächsten Minuten noch entstehen kann. Ein Aggressor wird nie so “vernünftig” denken wie wir, darum lieber einmal zu viel um Hilfe bitten als zu wenig, auch wenn man sich dann vielleicht blöd vorkommt, aber sobald eine Situation unangenehm oder bedrohlich wirkt, ist es eigentlich schon zu weit gegangen. Dann vielleicht lieber einen peinlichen Moment als ein blaues Auge oder schlimmeres riskieren.
Vicky’s Methode war bis jetzt eigentlich immer in die Offensive zu gehen: Ich habe mal in einem Selbstverteidigungskurs gelernt, dass Angreifer immer auf der Suche nach einem “leichten” Opfer sind. Jemand der schüchtern wirkt, direkten Augenkontakt scheut und sich seinem Umfeld nicht zu 100% bewusst ist. Aus diesem Grund war es bis dato immer meine Taktik Leuten, von denen ich mich bedrängt gefühlt habe (solche Situationen gab es zum Glück noch nicht oft), tief in die Augen zu schauen. Zu zeigen: Ich seh dich, genauso wie du mich siehst. Ich habe auch einmal spät abends in meiner Nachbarschaft eine Situation zwischen einem jungen Pärchen beobachtet. Er hielt sie dabei, meines Ermessens nach, sehr fest am Arm. Daraufhin habe ich mein Auto geparkt, bin auf sie zu und habe aus 3 Metern Entfernung gefragt, ob alles ok sei. Als sie dann bejaht hat, habe ich mich nicht weiter eingemischt. Dennoch wollte ich ihr die Option geben nach Hilfe zu fragen. Meiner Erfahrung nach hat es bis jetzt immer geholfen sich als selbstbewusst und nicht schüchtern sondern gesprächig zu präsentieren. Doch wie Kathi richtig festgestellt hat, war der Typ in New York offensichtlich nicht mehr zurechnungsfähig. Er hat uns von hinten angegriffen, war ganz eindeutig unter dem Einfluss von Drogen und schlichtweg aggressiv. In dieser Situation hat mein Blick ihn nur noch angefeuert und aggressiver gemacht. Ich bin sehr froh, dass wir uns im Affekt nicht für den Abstieg in Richtung U-Bahn entschieden haben. Enge Gassen, dunkle Treppenhäuser oder nicht-öffentliche Orte sind definitiv keine gute Lösung. Stattdessen würde ich immer wieder den Plan verfolgen aktiv zu jemandem zu gehen. Mich dazustellen und einfach ganz banal sagen “Ich fühle mich durch diese Person bedrängt, ist es ok wenn ich mich kurz zu Ihnen stelle?”. Da würde bestimmt niemand nein sagen.
Mein Freund hat mich sofort gefragt wieso wir nicht gelaufen (=gejoggt) sind. Wahrscheinlich hätte es noch 3-5 Sekunden gedauert bis wir in einen Sprint ausgebrochen wären, wären die Männer nicht eingeschritten. Doch in der Situation in New York, dachten wir beide, dass eine Flucht dem Angreifer nur zeigen würde wie viel Angst er uns wirklich macht. Er hätte in seinem Zustand sicher keine Chance gehabt uns einzuholen, doch das war für uns der allerletzte Ausweg.
Am Ende des Tages, sehe ich mich jedoch selbst nach diesem Vorfall nicht als Opfer-Typ. Ich habe gemerkt, dass ich in einer bedrohlichen Lage klar denken kann, das ich mich aktiv mit meiner Umgebung beschäftigt habe und so schnell wie möglich nach einem realistischen Ausweg gesucht habe. Würde ich etwas anders machen? Wahrscheinlich ja. Ich wäre direkt nach dem Body-Check umgedreht und zu den freundlichen Männern zurück.
Was hättet ihr in einer solchen Situation gemacht? Oder ist es euch eventuell sogar selbst schon einmal so gegangen? Heart to heart – let’s talk!
EN: Generally speaking, we don’t lack self-confidence. We are not shy to speak our mind, are realistic people, grown women of almost 30 years old, attentive to our surroundings and rarely act negligently. We would even go so far as to claim that we are not the victim types. Or so we thought until a week ago in New York City…
It was daylight (just after 7am), a little quieter on the streets than usual due to the Memorial Day as we were walking to our boxing class. The two of us, dressed in long black workout pants and hoodies, no make-up, both wearing baseball hats, coffee in hand. When all of a sudden Vicky was knocked hard (body checked) from behind while we were standing at a red light. Things happened pretty quickly, but all of a sudden we found ourselves in a situation where a drugged out guy (probably our age) was pulling gardening gloves out of his pockets, putting them on while yelling at us how he was going to grab us and hurt us real bad. Luckily strangers came to our rescue, but fact is, that it doesn’t really matter if you are a shy young girl or a grown woman. If you are dressed in heels or in grungy gym wear that covers the entire body. Most likely, scenarios like this happen on a daily basis in bigger cities to all kinds of women. Which is why we wanted to share our story from last week with you. To give you a second to think about what you would do! To mentally prepare. While we hope that we never find ourselves in a scary situation on the street again, we did learn that it is ok to ask others for help. And it is always good to have an idea of what to do the second you feel unsafe – whether that is calling your mom on the phone, asking a stranger to hang out with you for a minute or running towards the nearest Coffee shop.
Have you ever felt unsafe or been in a scary situation? What did you do? Heart to heart – let’s talk!
16 thoughts on “Heart To Heart: We Are Not The Victim Type…”
Mir ist zum Glück noch nie etwas Ernsthaftes passiert, “nur” das Übliche, mit dem Frauen konfrontiert sind, wenn sie zB Sport in einer kurzen Hose machen. Aber genau diese “nur” ist das Arge an dem Ganzen: sexuelle Belästigung ohne körperlichen Übergriff, zB wenn eine Frau kurze Sommerkleidung trägt und von einem Mann belästigt wird, finden wir fast schon normal. Oft kommt dann das Argument, dass man sich ja nicht wundern muss, wenn man einen Minirock oä trägt. Das ist auch das Einzige, das mich an eurem Beitrag stört: “Wir haben ja eh lange schwarze Hosen und weite Hoodies getragen”. Ja, eh, aber belästigen darf euch auch niemand, wenn ihr Hotpants tragt! Und das ist auch das, das Eltern ihren Söhnen beibringen müssen: freizügige Kleidung, betrunken sein etc. sind NIEMALS eine Rechtfertigung für sexualisierte Gewalt! Und Frauen müssen das Selbstverständnis haben, auch genau das zu vertreten! Viel zu oft sind nämlich leider auch Frauen Vertreterinnen solche kruder Ansichten. Würde sich hier etwas ändern, müsste man auch nicht mehr auf den Mann als Retter in der Not setzen.
Damit wollten wir eigentlich genau das sagen: dass es ganz egal ist, was man anhat. Dass das eben jedem passieren kann und Kleidung in dem Fall niemals eine Rolle spielt (und spielen sollte), egal ob man in Jogginghose oder Minirock unterwegs ist und man – kurz oder lang, weit oder eng, als Opfer nie die Schuld trägt.
LG Kathi
Ich finde es super, dass es dieses ernstere Thema und Artikel auf eure Seite geschafft habt und dass ihr es thematisiert. Danke dafür. Und zum Glück ist nicht mehr passiert. Lg
Danke, dass ihr dieses ernste Thema adressiert habt, und nicht davor zurückscheut eure persönlichen Erfahrungen zu teilen. Meine Schwester ist Polizistin, und hat mir einmal gesagt, dass man – wenn man sich in einer Notlage sieht (Bedrängung, Angriff, etc) – anstelle von “Hilfe” lieber “Polizei” rufen sollte. Einerseits, weil das den Angreifer merklich mehr abschreckt als ein Hilferuf, und weil es andere Leute eher darauf aufmerksam macht (Hilfe rufen zB schnell mal Kinder beim Spielen, oder man sagt es wenn man sich erschreckt). Wollt ich nur weitergeben!
Stimmt, so etwas habe ich auch schon mal gehört – oder “Feuer”, das soll anscheinend auch helfen! Muss einem dann nur noch einfallen in so einer Situation :) Daran scheitert es glaube ich oft!
LG Kathi
Echt ein Zufall, dass ihr heute dieses Thema ansprecht. Genau gestern Abend hatte ich einen ähnlichen Vorfall mit einem Mann, der komplett durchgedreht und nicht zurechnungsfähig war (Alkohol oder evtl. auch Drogen). Echt erschreckend wie schnell so etwas passieren kann, dass man sich hilflos fühlt und erstmal mit der Situation überfordert ist. Ich habe den Mann erst versucht zu ignorieren, aber da er mir körperlich so nah gekommen ist, konnte ich ihn nicht mehr ignorieren. Ihn hat es aber auch eher noch aggressiver gemacht als ich laut und deutlich gesagt habe, dass er mich in Ruhe lassen soll und ich sonst die Polizei rufe. Er hat dann mehrfach nach mir getreten, Schläge angedeutet, hat gesagt ich soll keine Widerworte geben, hat gesagt er bringt mich gleich um und da er eine Bierflasche in der Hand hatte, habe ich auch wirklich Angst bekommen, dass er mir diese in der nächsten Sekunde über meinen Kopf zieht. Er ist mir hinterher gelaufen als ich versucht habe mich der Situation zu entziehen, weil ich gemerkt habe, dass auch selbstbewusst auftreten nix mehr bringt. Das wirklich Traurige an dieser Situation war allerdings, dass mir KEINER geholfen hat. Ich stand an einer Bushaltestelle, an der mehrere Menschen standen. Ich habe die Menschen direkt laut angesprochen, dass mir doch bitte jemand helfen soll. Aber alle haben dem Geschehen nur entsetzt zugeschaut und nicht eingegriffen. Die Rettung war mein Bus. Wäre der nicht gekommen, wäre ich aber wahrscheinlich ins nächste Café gerannt und hätte gebeten, dass mir dort jemand hilft.
Ich lasse mich durch so einen Vorfall auch nicht einschüchtern, obwohl ich kurz danach echt Herzklopfen hatte und mich erstmal beruhigen musste. Was mich wirklich schockiert hat ist, dass man sich scheinbar auf die Hilfe anderer Menschen nicht immer verlassen kann. Also ich hätte an deren Stelle zumindest mal die Polizei gerufen, wenn man sich schon nicht traut einzugreifen. Schön, dass euer Vorfall zeigt, dass es auch anders geht und es durchaus Leute gibt, die selbstlos zu Hilfe eilen.
Liebe Simone,
über das Thema der Zivilcourage haben Kathi und ich nach dem Vorfall auch lange gesprochen und waren uns einig, dass man in AT oder DE definitiv nicht auf die Hilfe anderer vertrauen kann. Das ist uns auch schon oft aufgefallen. Beispielsweise in Situationen, in denen wir als einzige etwas gesagt haben obwohl reichlich gestandene Männer im Umfeld gewesen wären… Da muss man selbst einfach mit gutem Beispiel voran gehen und einschreiten sobald man eine ungute Situation beobachtet (und man sich damit selbst nicht in Gefahr bringt).
Zum Glück kam bei dir der Bus als Rettung & es ist auch nichts Gröberes passiert.
Liebste Grüße,
Vicky + Kathi
Ich finde es richtig gut, dass ihr so ein ernstes Thema aufgreift. Ich glaube, ich kenne kaum eine Frau, die nicht schon mal in einer Situation war, in der sie sich unwohl oder bedroht gefühlt hat – ob direkt oder indirekt. Ihr habt eure Situation sehr gut beschrieben und ich glaube, das viele andere davon lernen können. In eurem Fall hat ja zum Glück die Zivilcourage der anderen Männer gesiegt, aber leider gibt es viel zu oft Fälle, in denen keiner hilft – wie in einem Kommentar hier auch beschrieben. Vickys Beispiel mit dem Pärchen finde ich sehr gut, denn es zeigt, dass man sich ja nicht immer gleich direkt einmischen bzw. hingehen und vielleicht selbst in Gefahr bringen muss. Trotzdem kann man zeigen, dass man die Situation wahrnimmt und aus der “Ferne” eingreifen.
Hallo ihr Lieben. Erstmal großen Dank, dass ihr so ein wichtiges Thema ansprechen!
Zu dem Beispiel mit aus der Ferne beobachten und zurufen bzw. vielleicht fragen ob alles okay ist möchte ich nur kurz etwas sagen, was ich einmal irgendwo gelesen habe und seitdem in solchen Situationen gerne mache. Das soll lediglich ein weiterer Tipp sein und vielleicht liest es ja jemand, der die Taktik noch nicht kennt und dem das einmal helfen kann. In manchen Situationen die man von außen beobachtet ist es nicht förderlich, wenn man quasi von außen zuruft, ob alles okay ist. Es suggeriert gleich jedem der es hört, dass etwas anscheinend nicht in Ordnung ist. So auch demjenigen, der potentiell in einer Machtposition ist und eine andre Person bedrängt. Unter Umständen provoziert man diese Person damit noch mehr oder die Person die vielleicht Hilfe aus dieser Situation benötigt traut sich nicht zu sagen, dass etwas nicht okay ist. Je nach Situation und gegenüber kann es da besser sein, wenn man ganz selbstbewusst und fröhlich einfache Sachen fragt: “Kann mir bitte wer von euch sagen wie spät es ist, mein Akku ist leer. Wisst ihr wo die Straße xy ist, ich hab da in ein paar Minuten einen Termin und finde irgendwie nicht richtig hin. Habt ihr heute an der Ecke einen kleinen Hund gesehen, der meiner Freundin ist heute weggelaufen und wir suchen den schon den ganzen Vormittag hier in der Gegend. Usw.” Einfach ganz einfache und ruhige Sachen, die die Spannung aus der Situation nehmen. So ist es manchmal leichter, dass man die Situation entschärft und mit der vermeintlich bedrohten Person ein Gespräch beginnen kann ohne den potentiellen Angreifer weiter zu provozieren. Ich konnte so schon einmal eine Situation in der Ubahn entschärfen, weil man so einfach ins Gespräch kommt und es der Person die sich in einer Situation deutlich unwohl fühlt einen relativ einfachen Ausweg durch Ablenkung gibt.
But either way: stay strong!
Liebe Grüße, Bernadette
Liebe Bernadette,
das finde ich einen mega guten Input. Werde ich mir auf jeden Fall für die Zukunft merken!!
xox Vicky
Euer Erlebnis ist erschreckend, vor allem wegen der Unberechenbarkeit der Situation am helllichten Tag. Hab mich schon allein beim Lesen aufgeregt. Jedenfalls habt ihr richtig reagiert, auch vorher schon, als ihr an den kaffeetrinkenden Männern vorbeigegangen seid. Und so sieht man doch auch:
Es gibt schon auch Menschen, die helfen!
Die Frage, die ich mir selber dazu stelle: bin ich auch mutig genug, einem Anderen beizustehen?
Liebe Vicky, Liebe Kathi,
Finde euren Beitrag sehr, sehr stark und einen Kontrast zur schönen, heilen Instagramwelt – find ich toll, dass ihr auch sowas ansprecht. Vor allem Kathi’s Erlebnis zu teilen war sicher kein einfacher Schritt. Was ihr zur Zivilcourage in AT sagt, ist mir leider auch schon oft aufgefallen. Ich gehe immer mit offenen Augen und Ohren durchs Leben, in der Hoffnung, so jemandem helfen zu können, hab aber leider für Zivilcourage auch schon mal Schläge kassiert (und das war von 15 jährigen Mädels in der Schule, die ein Kind drangsaliert haben). Fands damals auch sehr schade, dass alle anderen aktiv weggeschaut haben und mir sogar einreden wollten weiterzugehen.
Nachdem ich aber selber mal stark im Stich gelassen worden bin, als mich jemand auf offener Straße nach dem Feiern gewürgt hat, kann und werde ich wohl nie verstehen, wie man da nicht einschreiten kann oder zumindest die Polizei zu holen.
Danke für diesen Beitrag, vielleicht zeigt ihr damit einigen Leuten auf, besser hinzuschauen oder besser noch nicht wegzuschauen. Ihr seid zwei sehr starke Frauen und tolle Rolemodels! :)
Liebe Grüße
Habs auch irgendwie als Rechtfertigung empfunden und erwische mich auch selber gelegentlich dabei, mich zu rechtfertigen, dass man ja “was Längeres” anziehen könnt, weil man dann keine anzüglichen Blicke erhält etc. Find den Beitrag wirklich toll, aber finde nicht, dass ihr oder irgendjemand sich sagen muss, dass man “eh lange Hosen anhatte” (ergo nichts “falsch gemacht hat – lebt ja die Gesellschaft mittlerweile vor, wie man in solchen Situationen selber die “Schuld” tragen könnte. War ja auch anders gemeint, aber es sollte keine Rolle spielen, dass man ja “sogar nen losen Hoodie” anhatte. Eventuell ist hier auch einfach das Wording unglücklich, fänds wichtig grad jungen Mädels zu zeigen, dass so etwas genauso in Minirock ne Frechheit wäre, und dass wir Frauen stark genug sind, das genauso zu sehen und uns nicht für unsre Kleidung rechtfertigen zu müssen.
Find den Beitrag an sich aber sehr gelungen und extrem stark!
Liebe Aylin,
das haben wir mit dem Kommentar oben versucht richtig zu stellen bzw. zu erklären und genau das wollten wir aussagen.
Wir hätten auch im Bikini sein können, und es würde trotzdem niemandem das Recht zu irgendwas geben. Allerdings war das nur ein sehr kleiner Satz in diesem Beitrag, in dem es eigentlich nicht um sexuelle Belästigung geht (weil das meiner Meinung nach nicht das ist, was uns passiert ist), sondern darum, dass jeder schnell zum Opfer werden kann und wie man sich dann eventuell verhalten sollte.
Liebe Grüße,
Kathi
Sollte auch nur konstruktive Kritik wenn überhaupt sein. Nicht falsch verstehen, finde den Beitrag stark und das damit gesetzte Signal sehr wichtig! Generell macht ihr tolle Arbeit! :)
Ein klasse Beitrag von euch und ich schliesse mich allen vorherigen Kommentaren an, wenn ich sage, dass ich es toll und wichtig finde, dass ihr solche blogposts schreibt. Damit hebt ihr euch deutlich von so vielen anderen ab, die inhaltlich nichts zu sagen haben. Wahnsinnige Situation, die euch da passiert ist, ich bin froh, dass es so gut ausgegangen ist. Auch die Tipps von euch und Leserinnen sind super, ich hoffe aber trotzdem, sie nie benötigen zu müssen. Vielen Dank euch!