Wir lieben unser Leben, daran gibt es absolut keinen Zweifel. Wer jedoch glaubt, dass unsere Tage nur von rosaroten Instagramfiltern, frischen Blumen und Coffee Dates gefüllt sind, der hat sich gewaltig geirrt. Es ist nicht unsere Art uns über Dinge zu beschweren. Weder online noch offline. Wir würden uns als durchaus positive Menschen beschreiben, die immer versuchen, mehr Energie in das Gute als das Schlechte zu investieren. Dennoch heißt das nicht, dass es bei uns privat, beruflich und auch romantisch nie schlechte Phasen gibt. Was ist also, wenn die Kacke am dampfen ist? (Um es mal ganz charmant auszudrücken.) Was läuft bei uns manchmal weniger gut? Über was ärgern wir uns? Heart to heart, let’s talk!
Vicky ist generell ein sehr positiver Mensch, trotzdem gibt es natürlich Phasen, die einen selbst zweifeln lassen: Ich bin eine Person, die sich sehr leicht tut, das Gute in Situationen zu sehen. Manche würden es eventuell als naiv bezeichnen. Während mein Freund meist alle Eventualitäten bedenkt, extrem realistisch ist und oft vom Schlimmsten ausgeht, um innerlich auf jeglichen Outcome vorbereitet zu sein, bin ich jemand, der diese Dinge häufig ausblendet. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt. Ich persönlich bevorzuge diese unbeschwerte, leicht-lockere Lebenseinstellung. Denn wenn ich es mir genau überlege, lebe ich ein wunderschönes Leben. (Fast) genau nach meinen Vorstellungen und ich kann mich über nichts so wirklich beklagen. Wenn mir etwas nicht zusagt, dann ändere ich etwas daran. Aber wie bei jedem Menschen gibt es auch bei mir weniger schöne Phasen. Ich möchte an dieser Stelle absichtlich keinen Bezug auf Trauerfälle oder familiäre Schicksalsschläge eingehen, da ich denke es ist selbstverständlich, dass jeden von uns solche schweren Zeiten der Trauer früher oder später treffen. Das fällt für mich auch nicht in die Kategorie “wenn die Kacke am dampfen ist”…
Was jedoch für die Außenwelt oft nicht ersichtlich ist, ist das Feedback, das wir von Kunden (und teilweise auch Lesern) bekommen. Auf Instagram und unseren Kanälen sieht man immer nur die schöne Bildwelt, die vielen Reisen und die aufgeräumte Wohnung. Hinter den Kulissen schaut das jedoch oft anders aus. Es gibt Deadlines, es gibt Freigaben, es gibt Feedback und es gibt Kritik. Das gehört zu jedem Beruf. Doch vor allem in einer kreativen Branche trifft einen das oft sehr persönlich. Ich habe einen Kunden, mit dem ich seit geraumer Zeit zusammenarbeite und eigentlich auch sehr stolz auf die Kooperation bin (bitte versteht, dass ich keine Namen nennen kann oder werde). Es handelt sich dabei um eine langfristige Kooperation, bei der jedoch jedes einzelne Posting ein ewiges Hin und Her ist. Ausnahmslos. Insbesondere bei der letzten Runde war kürzlich erst das Feedback sehr beleidigend was meine Person betrifft. Da gibt es dann schonmal so Zeilen wie “ihr Gesichtsausdruck ist emotionslos, gelangweilt” oder “sie sitzt zu erotisch da”. Wenn die Arbeit so eng mit den persönlichen Vorlieben, dem Hobby und dem Privatleben (auch Feedback zum “Look” meiner Wohnung gab es schon von Kunden…) verbunden ist, dann ist es fast nicht möglich, dass einem solche Worte nicht nahe gehen. Wenn diese Art der Kritik immer wieder vom gleichen Kunden kommt, dann fragt man sich irgendwann wieso man die Kooperation überhaupt eingegangen ist. Man zweifelt auch an sich selbst, ob man den Ansprüchen vielleicht einfach nicht gerecht werden kann oder ob man einen Fehler begangen hat, die Kooperation überhaupt anzunehmen. Viele von euch haben sich beruflich bestimmt auch schon in Situationen gefunden, in denen man kurz davor war zu kündigen, alles an den Nagel zu hängen oder einfach “screw you!” zu sagen. Mir geht es auch manchmal so. Zum Glück habe ich in den meisten Fällen meine Managerin, die zwischen mir und dem Kunde steht. Sodass ich bei ihr kurz Dampf ablassen kann, sie mich dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holt und mir bewusst macht, dass nicht jeder Kunde dein Freund sein kann.
Abgesehen davon muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich wirklich ein sehr glücklicher, ausgewogener und zufriedener Mensch bin. Ich glaube diese Zufriedenheit strahlt ab (ich glaube ganz fest an Karma und Energie), daher ist bei mir wirklich selten die “Kacke am dampfen” und es läuft meistens rund. Eine gelegentliche Diskussion mit meinem Freund, eine zu lange To-Do Liste oder ein Kleiderschrank, der aussieht als ob die Bombe eingeschlagen hat, gehört trotzdem zum Leben.
Shit happens.
Every day.
To everyone.
The difference is,
how people deal with it.
Bei Kathi äußert sich großer Druck und Stress oft in körperlichen Beschwerden: Ich bin ein Mensch, der sich sehr schwer damit tut, “Nein” zu sagen. In Freundschaften, beruflich, in der Beziehung, oder auch mir selbst und meinem Körper gegenüber. Oft äußert sich das dann darin, dass ich extremem Stress ausgesetzt bin, hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Verpflichtungen und dem Wunsch, ein ausgeglichenes Privatleben zu führen. In weiterer Folge kommt die Schlaflosigkeit dazu, unter der ich phasenweise, oft direkt an den Stress gekoppelt, leide. Durch den Druck und den fehlenden Schlaf werde ich leichter krank – kann mir aber (zumindest denke ich das) keine Auszeit nehmen, weil ich zu vielen Verpflichtungen zugesagt habe. Ein Teufelskreis, aus dem ich nur schwer ausbrechen kann. Die letzten Wochen war es extrem ruhig bei mir auf den Stories und auf Instagram – eine eitrige Nebenhöhlenentzündung war der Grund dafür. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren jemals so krank gewesen zu sein, trotzdem konnte ich mir keinen einzigen Tag Auszeit nehmen. Wo andere schon längst im Bett liegen und sich auskurieren, saß ich im Flieger nach Berlin, zugedröhnt mit Antibiotika und anderen Medikamenten. Während meine Ohren gebrummt haben und mir schwummrig vor Augen war, hielt ich einen Vortrag in der prallen Sonne. Obwohl ich mich fiebrig fühlte, saß ich bei einem Brunch, weil ich unbedingt dabei sein wollte. Muss das alles sein? Oder halse ich mir einfach selbst viel zu viel auf, was eigentlich leicht vermieden werden könnte? Ja und nein. Auch nach 6 Jahren als Selbstständige kann ich schwer auseinanderhalten, was ich selbst erledigen oder was ich abgeben könnte. Wo ich wirklich anwesend sein muss, oder wo mich eine meiner Partnerinnen vertreten könnte. Gerade in dieser Phase, wo ich stark im Aufbau von Babetown involviert bin, müsste ich das schön langsam lernen, bevor mir alles zu viel wird. Auf Social Media sieht immer alles leicht und locker aus, weil ich keine Person bin, die euch erzählt dass ich krank bin. Oder müde. Oder dass einfach manchmal alles so viel wird, dass ich nur noch heulen will – und dass ich auch teilweise Angst habe, allem, was ich mir aufgehalst werde, nicht mehr gewachsen zu sein. Aber, und jetzt kommt die gute Nachricht, in diesen Phasen greift mein Support System: Vicky und Julia, die mir nicht nur gut zureden, sondern auch Arbeit abnehmen. Mein Mann, der mir quasi einmal pro Woche eine kleine Moralpredigt hält und mir immer wieder psychisch unter die Arme greift. Meine Familie, auf die ich mich zu 1000% verlassen kann. Alle meine Freunde, die mich unterstützen, wo es nur geht – und sei es nur die Bestätigung, dass ich am richtigen Weg bin. Wenn mich also jemand fragt, was ich tue, wenn “die Kacke am dampfen ist”: darüber reden, Lösungsvorschläge suchen, annehmen, und versuchen aus Situationen zu lernen und zu reflektieren, auch wenn es das Schwierigste auf der Welt ist, aus seinen eigenen Fehlern zu lernen, denn nur so kommt man im Leben weiter.
header image & concept: @mariussperlich via Instagram
3 thoughts on “Heart To Heart: When Shit Happens…”
Danke für den ehrlichen Beitrag! Euer Blog ist eigentlich der einzige, den ich regelmäßig lese und ich habe mir hier schon so viele wertvolle Tipps geholt, dass ich dachte, es ist an der Zeit, mich dafür zu bedanken. Ihr macht wirklich eine phantastische Arbeit. Was die negativen Kommentare der Leser angeht: da habe ich den Eindruck, das hat oft mehr mit Neid zu tun bzw. mit einem völlig falschen Verständnis davon, was es bedeutet euren Beruf auszuüben.
Liebe Grüße,
Eva
Ein mega gut reflektierter Beitrag. Vielen Dank Mädels! Es ist auch interessant zu sehen wie unterschiedlich ihr mit Problemen umgeht. Interessanterweise bin ich eine Mischung von euch beiden. Gehe auch sehr positiv durchs Leben und möchte das alle um mich zufrieden sind und kann selten Nein sagen, aber mit dem Alter lernt man seine Grenzen besser auszuloten und wird auch ein wenig entspannter.
Richtig guter Post!!!!