Sophia Agnella Anita Stolz backt keine Kuchen, sie kreiert essbare Kunstwerke. Die 21-jährige Wienerin ist der Innbegriff von Kreativität und Inspiration. Sie beschreibt sich selbst als kreativ, spontan, zielstrebig, frei, gegen den Strom schwimmend, individuell neugierig, verwirrt, chaotisch. Und wir lieben es! Egal ob in Sachen Mode, Kunst oder Torten, ihre Persönlichkeit versprüht pure Lebensfreude. Und das mit einer ordentlichen Portion Konfetti und Perfektionismus. Studiert hat Sophia Kunstgeschichte, doch mittlerweile kreiert sie ihren “Cakeporn” für Kunden wie H&M Conscious, Kevin Hart in Las Vegas, unsere liebe Kollegin Farina von Novalanalove oder für die London Fashion Week. Höchste Zeit also, dass wir sie für unsere Job Report Serie ein bisschen für euch ausgequetscht haben. Immerhin sind nicht nur Sophia’s Torten einzigartig sondern auch ihr Werdegang.
1) Sophia, du verbringst deinen Alltag mit viel Süßem und einer riesigen Portion Kreativität. Wann hast du deine Liebe zum Backen entdeckt und wie wurde die Idee für “Caking by Stolzes” geboren?
Um ehrlich zu sein; so genau kann ich das nicht mehr sagen. Es war nicht wirklich ein Entschluss den ich gefasst habe. Der Prophet ist nicht zum Kuchen gekommen, sondern eher der Kuchen zum Propheten. Aber die Liebe zum Backen wurde mit 15 Jahren in mir geweckt. Alles begann mit einem Germzopf (der “Stritzel”) und artete schnell in Tag-täglichen Backorgien aus. Man könnte schon fast von einer Backsucht sprechen! Was aber vor allem Freunde und Familie zu schätzen wussten. Irgendwann habe ich die “Basics“ alle beherrscht. Und damit wurde es Zeit mich an etwas Neues heranzutrauen. Ich wollte Torten kreieren, die so ganz anders sind, nicht mehr diese Perfektion feiern, sondern eben kreativ, spontan und unterhaltsam sind – die einen Tortengeniesser sowohl geschmacklich als auch optisch aus dem Konzept bringen. Vor 2 Jahren habe ich dann begonnen meine Babies auf Instagram zu postet und schon nach der zweiten Torte kam eine Anfrage für einen Cake – vielleicht war das die Geburtsstunde von #cakepornbystolzes
2) Was ist das Schönste an deinem Beruf und den Kunstwerken die dabei entstehen?
Ganz einfach: die Leute glücklich zu machen; oder jemanden ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Die Erfolgsquote hier liegt bei 100%. Jedes mal wenn ich eine Tortenübergabe habe und das Strahlen in den Augen der Cake-Eater sehe, bin ich glücklich und ein bisschen stolz. Aber auch die Tatsache, dass ich keinen klassischen Alltag habe und jeder Auftrag komplett individuell ist. Ich bin jedes Mal aufs Neue herausgefordert und muss mir neue Geschmacksrichtungen, Designs und Goodies ausdenken. Es gibt bei mir keinen “klassischen Tortenalltag”. Ich bin mir auch ziemlich sicher; dass mir ein monotoner Job ohne jegliche Abwechslung mehr als schwer fallen würde. Besser gesagt: Ich wahrscheinlich sofort in eine Depression schlittern würde…
Ich bin jeden Tag dankbar dafür wie sich mein Tortenleben gefügt hat, wie ich meine größte Leidenschaft zu meinem Beruf machen konnte. Trotzdem ist es mir aber wichtig an dieser Stelle klarzustellen, dass ich bei meiner “ Berufsbezeichnung” angeben würde, “Künstlerin” zu sein, da es bei sich bei meinen Torten um Kunstobjekte handelt – um etwas das mit Augenblicken aber auch mit Unvergänglichkeit spielt – Ich versuche mit meinen Torten wunderbaren Momenten und Anlässen noch einen kleinen Zauber mehr einzuhauchen. Ich möchte Menschen bewegen, Emotionen wecken. Ausserdem sagt ja keiner, dass du meine Babies zerstören musst – freeze them and they’ll last forever.Aber am Ende des Tages ist auch Künstlerin ein Job und an dem liebe ich am allermeisten, dass ich so frei, bunt und verrückt sein kann wie ich es will.
3) Gibt es auch weniger schöne Aspekte oder Herausforderungen?
Ja das Putzen danach…(lacht) alles andere macht mich zu einer Million Prozent glücklich.
4) Wie schaut dein Werdegang aus? Hast du eine spezielle Ausbildung/Schule (zB Patisserie) besucht?
Aufgewachsen bin ich zwischen Wien und der Mitte des Atlantiks, auf den Azoren; Mein Kindergarten war es mit meinen Eltern (den BESTEN der WELT) zu reisen, Abenteuer zu erleben und mir mein eigenes Universum aufzubauen. Ich war schon immer anders als die Anderen; habe nie so richtig dazugepasst oder gehört. Vor allem die Schulzeit war nicht immer leicht und schon gar nicht lustig; aber genau das hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Ich habe lange gedacht, dass etwas mit mir falsch ist, denn es muss doch einen Grund dafür geben dass ich schief angeschaut werde, ausglacht oder belacht werde. Ich bin und war schon immer ein Perfektionist. Ich habe immer den Drang verspürt Allen, sei es Familie oder “Freunden”, beweisen zu müssen, dass ich “Sehr Gut” bin. Egal ob in der Schule oder in anderen Disziplinen. Ich habe immer gedacht ich reiche nicht aus, ich muss noch ein Stückchen besser sein. Noch schöner. Noch schlauer. Noch lustiger etc.
Jedes Schuljahr und die Matura habe ich mit 1,0 oder 1,1 Schnitt abgeschlossen. Nach der Matura hatte ich schon einen Masterplan für den Rest meines Lebens, Medizin studieren an einer der besten Unis Europas, danach vielleicht noch einen zweiten Doktor machen, und dann bis ans Lebensende Dr.Dr.med.Sophia Stolz sein. Ich hatte alles geplant und war mir auch ziemlich sicher, dass das den “Druck” auf meinen Schultern leichter machen würde, ein Engel in Weiss zu sein und das mit Abschluss einer Elite Uni schon ziemlich nah am Absolutum reicht.
Doch, dann saß ich plötzlich da, in besagter Hochschule, mit weissem Kittel, vor einem Computer Kopf und auf einmal hat es Klick gemacht. Ich habe in diesen Schädel geschaut und erkannt – “ALLES ABER DAS NICHT! Ich will eigentlich nicht die nächsten 45 Jahre meines Lebens so verbringen. Bin das ich oder ist das irgendein Wesen in meinem Kopf das mich dazu treibt mich, um Anderen etwas zu beweisen und um Klischees gerecht zu werden, für eine Zukunft zu entscheiden welche mich nicht glücklich macht? Natürlich interessiert mich Medizin. Aber um ehrlich zu sein, was ist mir da nur eingefallen? Wieso habe ich meinen “Masterplan” nicht ein einziges Mal hinterfragt?”
Naja um die Geschichte an dieser Stelle abzukürzen: Ich habe das Jahr abgeschlossen, mir mein Zeugnis abgeholt; sehr viel gelernt und bin nach den Ferien nicht mehr wieder gekommen. Stattdessen bin ich auf eine Art Selbstfindungsreise gegangen. Danach habe ich beschlossen mich von meinem Tempo, meinem Perfektionismus und auch noch ein paar anderen Lastern zu verabschieden und habe mich dann entschlossen mich mal dem zu widmen was mich interessiert und was mir schon immer Spass gemacht hat: Geschichte + Kunst = Kunstgeschichte.
Leider ist es in unserer Gesellschaft teils so, dass man mit diesem Fach nicht nur Positives verbindet; es ist vielleicht nicht das Studium eines zukünftigen Nobelpreis Trägers oder Bankers – aber for sure ITS MINE! Ich habe das Studium genossen. Eine Menge gelernt – nicht nur über Kunst sondern noch so viel mehr. Ich bereue meine Wahl nicht an einem einzigen Tag, und nebenbei habe ich meine Leidenschaft, das Kochen und Backen wieder entdeckt. Diese Leidenschaft hat während meines spassbefreiten “Masterplans” sehr gelitten. Ich habe gebacken, experimentiert und so viel SPASS dabei gehabt. Und trotz alledem bin ich dankbar für Alles was mir passiert ist, was ich erlebt habe, egal ob es nun Mobbing, Druck oder falsche Masterpläne waren. Ich glaube ganz fest, dass ich ohne all diese Erfahrungen nicht da wäre wo und nicht der Mensch wäre der ich heute bin. Ganz nach dem Motto “Unkraut vergeht nicht”. Ausserdem muss ich all diesen – nennen wir es Erlebnissen -eigentlich so richtig dankbar sein. Heute nehme ich meine Inspiration, unerschöpfliche Kreativität und Spontanität aus genau dieser Quelle. Sophia Stolz ist eine urbane Prinzessin, mit Backsucht und ein bisschen mehr Blumen im Kopf als viele Andere.
5) Was inspiriert dich für deine einzigartigen Kreationen?
Am liebsten habe ich es wenn ich gar keine Angaben bekomme, also nur den Auftrag: Mach mir einen Kuchen! Nichts, freie Kreativität – und damit der absolute Überraschungseffekt. Das liebe ich!
Und dann gehe ich auf Inspirationssuche, denn ich gehe jede Torte ganz individuell an. Normalerweise, und das klingt fürchterlich kitschig, geh ich hinaus in die Stadt oder wo auch immer ich gerade bin – suche mir kleine Geschäfte, Ecken oder auch mal ein Bauhaus und suche Kuriositäten. Ich achte auf Kleinigkeiten, auf lustige Verpackungen oder Auslagen. Manchmal kommen mir die Ideen aber auch einfach beim backen, da ich in diesem Moment sowieso den „zen-mode“ angeschaltet habe und alles um mich herum vergesse. Da entstehen schon ziemlich lustige Sachen!
6) Wen würdest du gerne mal mit Cakeporn versorgen?
Meinen Papa, der kostet nämlich nie ein Stück von meinen Kreationen.
Aber ein Traum von mir wäre es mal eine Kooperation oder Aktion mit Jeff Koons zu machen; einfach weil ich seine Banalität, die sowohl provoziert als auch diesen leichte Unterton von einer einzigen grossen, nennen wir es besser “Irreführung” der Kunstszene, mit sich trägt, sowie diese subtilen Anspielungen auf unseren Konsumwahn, begeistern. Eben auch weil genau diese Anspielungen wieder in rekord Auktionspreisen auf den Markt kommen. Für mich ist er ein Künstler mit Marketingstrategie oder Glück -egal wie oder was ihm geholfen hat – ich würde mich zwar nicht als Fan bezeichnen, aber eine Art Neugierde treibt mich doch an diesem Menschen und seinen Arbeiten zu folgen.
7) Was würdest du jungen Mädls und Frauen raten, die sich überlegen ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen?
Meine lieben jungen Frauen, Mädchen, vielleicht auch Männer: eigentlich wissen wir es schon seit wir ganz klein sind; viele haben es nur vergessen – macht es wie Pippi Langstrumpf
“2 x 3 macht 4 –
widdewiddewitt und 3 macht 9e !
Ich mach’ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt …
Hey – Pippi Langstrumpf hollahi-hollaho-holla-hopsasa
Hey – Pippi Langstrumpf – die macht, was ihr gefällt”
Spass bei Seite: Wenn du eine Leidenschaft hast, wenn du etwas gefunden hast was dich jeden Tag aufs Neue begeistert, man dich mitten in der Nacht wecken könnte und sagt: “MACH DAS JETZT” und du stehst auf ohne mit der Wimper zu zucken, du vielleicht nicht so genau weisst wohin du damit willst, aber dafür ganz genau weisst, dass du das was du machst und liebst auch sehr gut kannst – dann MACH ES! Beginn vielleicht langsam, die Welt wurde ja bekanntlich auch nicht an einem Tag erschaffen aber probier’s einfach. Natürlich kann man scheitern, natürlich kann man Zeit verlieren, aber am Ende wirst du nie bereuen es probiert zu haben.
Don’t stress the could haves. If it should have, it would have.
Eine cheesy Instaquote zum Schluss, und ich bedanke mich bei The Daily Dose, dass sie mich für dieses Interview ausgewählt haben. Es war eine ganz wundervolle und inspirierende Begegnung. DANKE.
Editor’s Note: WIR sagen danke, liebe Sophia!
EN: Sophia Agnella Anita Stolz doesn’t bake cake, she creates edible artwork. Her unique cake creations are an expression of her colorful, creative, spontaneous and beautiful personality. With over 5 years of baking experience, studies at the elite medical university in Germany, an art history major and clients like Kevin Hart in Las Vegas or H&M Conscious, it is hard to believe Sophia is only 21 years old when we talked to her for today’s Job Report.
Sophia discovered her love for baking at age 15 when she made her first “Stritzel”. It sparked a love so big that she has been baking on a daily basis since. You could almost call it an addiction. After she had all of the basics down to the wire, it was time to try something new. She wanted to make and create something different from anything out there. She wanted to create cakes that are spontaneous and different – in taste and in optics. When she started posting her babies on Instagram 2 years ago they were an instant success and that is how #cakepornbystolzes was born.
About the most beautiful aspect of her “job” as an artist, Sophia says that she can be so colorful, creative and free. The fact that she doesn’t have a regular routine in her job. And she always tries to add a little more magic and sparkle to special moments with her cakes.
Not so fun? Cleaning the kitchen after a big baking session!
Sophia grew up between Vienna and somewhere in the middle of the Atlantik in the Azores islands. Her kindergarden were her parents and traveling the world, exploring and creating her own universe. In school, Sophia never really fit in and was different than the others. But that made her what she is today. As a result, she always tried to be better and please everyone. That’s why she graduated with perfect grades and went on the be accepted to one of the leading medical universities. However, there she quickly realized that she did not want to spend the rest of her life in a white doctor’s coat. She finished the year with outstanding grades, spent the summer studying but never returned. Instead, she went on a self-discovery course, spent more time baking again (living her passion) and started studying art history.
Sophia is thankful for all those experiences, good and bad, because that is exactly what her inexhaustible creativity thrives of.
When creating her cakeporn, Sophia prefers to have no input and restrictions at all. That’s when she can do her “job” the best and create the ultimate surprise for the recipient of the cake. Even if it sounds totally corny, she usually goes out into the city, hunts down small curiosity shops and pays attention to the details in order to find the inspiration for her pieces of art. Baking is her “zen zone” and where she forgets the world around her.
We also asked her who she would love to serve some of her cakeporn. First up: Her dad, who has never tried one of her creations. But other than that, she would love to collaborate with the artist Jeff Koons. She isn’t necessarily a fan but has a certain curiosity when it comes to him. Sophia admires his subtle reference to our consumption craze and the record high auction prices his work calls up. To her, he is an artist with either a great marketing strategy or luck.
Sophia’s tipps for young women (and men) looking to pursue their dreams and passions? DO IT! If there is something that you love, that makes you happy and that you know you are good at – you simply have to give it a try. Of course you might fail, but at then end nothing is worse than wondering what could have been and you will never regret having tried it!
6 thoughts on “Job Report: Caking by Stolzes”
Ah soo cool, der Mittelfinger Kuchen ist ja wohl das geilste. Sowas hab ich wirklich noch nie gesehen. Sehr cooler Job Report. Ist immer so inspirierend zu sehen wie viele recht jung schon zu ihrer Leidenschaft kommen.
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at
tolles interview! allerdings muss ich doch nachfragen: wie kann man mit 21 jahren die matura gemacht haben, ein jahr medizin studiert, bereits ein kunststudium abgeschlossen und danach noch ein eigenes business gestartet haben?
herzlich re
Wow! Ein wirklich sehr inspirierender Job Report.
Unglaublich, was manche schon in so jungen Jahren erreichen. Ich bin selbst 20 und kann mir momentan nur schwer vorstellen wie es wäre, in einem Jahr bereits selbstständig zu sein, wo ich doch gerade erst Ersti an der Uni war.
xx Julia
http://www.talesofjules.com/
Ein mehr als interessanter und inspirierender Jobreport! Jede(r) von uns könnte doch seiner Leidenschaft nachgehen, doch meist fehlt einem dann doch der Mut…
Liebe Grüße
Ena von Just a swabian girl
Fragt sich hier eigentlich niemand, wie das Mädchen es gesetzlich und wirtschaftlich regelt, kommerziell Produkte zu vertreiben, ohne die entsprechende Befähigung, die der Staat dazu vorschreibt, zu besitzen? Das wär schon interessant – sofern es hier um Karrierewege geht.
Liebe Franziska,
du hast natürlich vollkommen recht, dass ein Beruf, der mit Lebensmitteln zu tun hat, strenge Auflagen zu erfüllen hat. Wir selbst waren anlässlich des Job Reports bei Sofia in der Backstube zu Gast und konnten uns ein Bild ihrer Kreativwerkstätte machen. Abgesehen davon, dass sie mehrere Monate gastronomische Praktika absolviert hat, hat sie sowohl eine individuelle Befähigung als auch ein Handelsgewerbe angemeldet. Zusätzlich dazu gibt es in Sachen Hygiene natürlich auch noch einige Richtlinien die zu beachten sind, so beispielsweise der eigene Kühlschrank, der nicht für die private Wurstsemmel gedacht ist, sondern nur für Zutaten und Cakeporn.
Die genauen gesetzlichen und wirtschaftlichen Regelungen sind je nach Gastrobetrieb natürlich individuell zu beachten, daher wollen (und können) wir hierzu leider auch keine allgemeinen Aussagen treffen.
Liebste Grüße,
Vicky + Kathi