Heute haben wir wieder einen Job Report aus der Kreativbranche für euch. Julia Schierer ist Videografin und Geschäftsführerin einer Produktionsfirma, die sie erst kürzlich zusammen mit einem Foto-Kollegen gegründet hat, nachdem sie ein paar Jahre im Alleingang Videos für diverse Kunden – von Adidas über DM oder Hilton – produziert hat. So haben wir sie übrigens auch kennengelernt, bei einem Dreh für Adidas! Inzwischen haben wir nicht nur ihren Werdegang verfolgt, sondern teilen auch ein Büro mit ihr – und so bekommen wir natürlich einiges aus ihrem Alltag mit (wenn sie denn da ist und nicht gerade auf Produktion unterwegs). Regelmäßig staunen wir über ihr Können und Wissen und beanspruchen sie auch ab und zu, wenn wir sie bei unseren eigenen Projekten um Input und Hilfe bitten. Darum haben wir uns gedacht, es ist an der Zeit, euch den Wirbelwind hinter Mad Bucket Productions vorzustellen und sie ein bisschen auszuquetschen, wie es sich als Videografin lebt! Vorhang auf für Julia:
– Bitte erzähl uns ein bisschen was über deinen Werdegang?
Ich konnte mich schon immer für technische Dinge begeistern und nach meiner TGM Ausbildung in Internet- Medientechnik, habe ich in St. Pölten Medientechnik studiert. Nach meinem Abschluss war ich dann bei Laola1.tv als Videoredakteurin im Sportbereich tätig. 2015 habe ich meine eigene Produktionsfirma Schierer Wahnsinn gegründet. Nach 4 tollen Jahren als Einzelunternehmerin habe ich vor 2 Monaten fusioniert und bin seit Juli 2019 mit meinem Kollegen Sebastian Kübl Geschäftsführerin bei Mad Bucket Productions OG.
Einen Arbeitsalltag in dem herkömmlichen Sinne gibt es nicht – nein. Genau das ist es aber, was ich so an meinem Job liebe. Kein Tag gleicht dem anderen; ab und zu gibt es klassische Bürotage, dann Produktionen im Studio oder eben auch Nachtdrehs an der Ostsee. Der Job an sich ist so vielseitig, dass es oft schwierig ist zu erklären, wie viel Arbeit in die Produktion von einem Video fließt.
Am meisten mag ich genau die oben erklärte Abwechslung und die damit verbundenen Herausforderungen. Man lernt in der Videoproduktion nie aus, die Menschen entwickeln sich weiter und auch ihre Bedürfnisse und Wünsche an Videos verändern sich. Diese Entwicklung zu beobachten und damit zu arbeiten finde ich extrem spannend. Ich liebe es mit Videos Geschichten zu erzählen und vor allem Emotionen zu erzeugen.
Ich würde lügen, würde ich sagen alles ist immer nur perfekt. Natürlich gibt es auch schwierige Aspekte: vor allem die Preisgestaltung in dieser Branche. Oft wird daraus ein großes Geheimnis gemacht und man bekommt auch in der Ausbildung keine handfesten Tipps. Da Neuanfänger oft keine Anhaltspunkte haben gibt es in der Medienbranche oft Preisdiskrepanzen. Sich zu positionieren kann manchmal herausfordernd sein. Gehört aber auch dazu :)
Technisches Know How mit der Kamera, Verständnis für Bildgestaltung, Storytelling und Kreativität. Wenn man die Videos auch selbst schneiden will, dann das technische Verständnis für die Postproduktion (Kenntnisse in den gängigen Schnitt – & Grafikprogrammen).
Man glaubt es kaum, aber in den meisten Fällen die Vorbereitung / Konzeption und die Nachbearbeitung / Schnitt und Farbkorrektur. Es hängt natürlich vom Projekt ab, aber die Zeit hinter der Kamera ist oft kürzer als man denkt.
Für mich gab es nie wirklich eine Entscheidung, mich hat es immer gereizt Geschichten zu erzählen und Emotionen zu erzeugen. Natürlich gelingt das auch mit der Fotografie, aber schon während meiner Ausbildung haben mich die Hintergründe und die Komplexität der Videoproduktion gereizt. Es gibt so tolle Fotografen da draußen (zum Beispiel mein Kollege) – mein Herz gehört einfach der Videoproduktion.
Mir geht es gut damit, aber ich bin es gewohnt und kenne es auch nicht anders. Ich bin eigentlich seit 15 Jahren mit dem Thema konfrontiert und natürlich ist es passiert, dass jemand Vorurteile hatte oder ich unterschätzt wurde. In Summe habe ich mit Kollegen und Kunden viel mehr positive als negative Erfahrungen gemacht. Falls ich doch einmal mit einer Situation konfrontiert war, wo ich anders behandelt wurde weil ich eine Frau bin, habe ich versucht den Kopf oben zu halten und mich noch mehr auf meine Arbeit zu konzentrieren. Am Ende des Tages bin ich an solchen Situationen nur gewachsen und jetzt genau deswegen dort wo ich bin. Ich liebe meinen Beruf und würde es nur gut heißen wenn ihn mehr Frauen ergreifen. Mit den Jahren wächst man, gewinnt an Selbstvertrauen und ich konzentriere mich auf meine positiven Erfahrungen und unsere tollen Kunden, die auf jeden Fall überwiegen.
Traut euch, springt ins kalte Wasser und folgt euren Träumen. Ihr werdet eine dicke Haut brauchen und natürlich kann es sein, dass es Kritiker gibt, aber die gibt es überall. Filmt, produziert, lebt eure Kreativität aus und macht Fehler. Wenn ihr mit Herz dabei seid, zahlt es sich auf jeden Fall aus.