Unsere Expertinnen Ramona und Julia, die in ihrem gemeinsamen Blog Solopreneurin unterschiedliche psychologische Themen behandeln und Coachings anbieten, schreiben auch in Teil fünf ihrer Gastserie wieder über Finanzen. Wer die vorigen Beiträge noch einmal nachlesen möchte, findet diese hier: Einführung, Money Biography, Why We Need To Talk About Money und Money Behaviour. Während sich letzten Monat alles über Finanzen in aktuellen Zeiten gedreht hat, beschäftigen sie sich heute mit der Frage, ob, und wenn ja, inwiefern Geld glücklich machen kann und was einem gerade in Zeiten wie diesen so alles auffällt. Let’s Talk About Money!
Wiederkehrende Ereignisse ermöglichen Reflektion. Vor einem Monat haben wir den letzten Artikel dieser Kolumne geschrieben. Darüber, dass es gerade in Zeiten wie diesen darum geht, nicht das aus den Augen zu verlieren, was doch vorher relevant war und es nachher sein wird und überhaupt immer noch ist: Der bewusste Umgang mit Geld. Denn nur mit Bewusstsein können wir selbstbestimmt sein und nur mit Selbstbestimmung können wir unabhängig sein und nur mit Unabhängigkeit…
Ja, es macht so sehr Sinn. Und doch, nun, da wohl wirklich ein ganzer Monat vergangen ist, steht die Welt noch immer still. Oder sie dreht sich einfach anders? So genau wissen wir das auch nicht. Doch wir wissen ganz bestimmt: Man muss sich gar nicht angestrengt selbst beobachten, um sich bewusst zu werden. Über das, was wichtig ist. Über die kleinen und grossen Dinge. Und darüber, welche Rolle das Geld bei all dem spielt. Darum möchten wir heute die in den vorherigen Artikeln beschriebenen Ideen – unser Aufwachsen mit Geld beeinflusst unser Denken darüber und unser Denken beeinflusst unser Verhalten mir Geld – aus der übergeordneten Sichtweise betrachten. Warum eigentlich sollten wir Acht geben auf unseren Umgang mit Geld? Klar, weil wir unsere Miete zahlen wollen…
Doch macht Geld denn glücklich?
In der Psychologie lautet die Antwort auf die meisten Fragen «Es kommt drauf an». Das ist in der Psychologie des Geldes nicht anders. Was bedeutet: Ja, man könnte vorsichtig formulieren, dass Geld unter bestimmten Umständen glücklich macht! Wenn man wissen möchte, wieviel «mehr» denn «mehr glücklich» macht, dann wird man bei Studien aus den USA fündig: Bis zu einem Wert von ca. 70.000 $ berichten die meisten Menschen mit steigendem Einkommen tatsächlich von einer grösseren Lebenszufriedenheit. Doch es ist nicht das Geld an sich, sondern vielmehr das damit einhergehende Gefühl der Sicherheit, das Sorgen nimmt. Heißt auch: Wer viele andere Sorgen hat, der ist trotz des Geldes nicht per se glücklicher. Und überhaupt ist es in den seltensten Fällen Geld selbst, das glücklich macht. Vielmehr machen uns die damit zusammenhängenden «sekundären Faktoren» glücklich. Denn es macht uns glücklich, uns Dinge zu leisten, die zu unserer Persönlichkeit passen. Du bist eher introvertiert? Dann ist es nach der psychologischen Theorie wahrscheinlicher, dass es dich glücklicher macht, ein Buch zu kaufen, als in der grossen Gruppe im teuersten Club der Stadt zu feiern. Geld macht dann glücklich, wenn wir es so ausgeben, wie es zu uns passt. Und es macht dann glücklich, wenn wir es für andere ausgeben. Über Persönlichkeitseigenschaften hinweg und unabhängig vom kulturellen Hintergrund – wir schenken gern. Ja, auch Dinge, die Geld kosten. Da braucht niemand mehr eine Erklärung zu «sekundären Faktoren». Denn wir wissen alle, wie schön die ehrliche Freude der Beschenkten ist. Wir teilen dann einfach Glück.
Let’s Talk About Money
«Geld kann Glück erleichtern», sagt also die Wissenschaft. Dann, wenn als Glück die langfristige Lebenszufriedenheit betrachtet wird. Es kann uns ermöglichen, freier in dem zu sein, welche Dinge oder Erlebnisse wir uns leisten. Und diese machen uns glücklich, wenn wir sie bewusst auswählen und schätzen.
Und doch, wenn man Geld und Glück in den Zusammenhang setzt, beide Worte präsent gemeinsam im Raum stehen hat, dann schwingt bei uns auch immer das Gefühl mit: Geht es am Ende nicht um all die kleinen Dinge im Leben? Was hat uns in der letzten Zeit glücklich gemacht?
What are the little things and what are the big things, actually?
Das kommt natürlich drauf an… Doch auch wir haben uns in der letzten Zeit beobachtet: Es waren diese Dinge, die man als «the little things» beschreiben würde, die uns glücklich gemacht haben. Die frischen Tulpen, die man nicht mehr einfach an jeder Ecke bekommt. Die Stille mitten in der Stadt; Stille, die im Moment manchmal bedrohlich, doch oft einfach nur wunderschön ist. Die gemeinsame Kaffeepause mit den Arbeitskollegen samt der Entdeckung, dass man sich dank Hintergrundoption im Videochat-Tool ganz unkompliziert schnell an den Strand oder ins Weltall beamen kann. Der Designertisch, der schon seit Jahren einziehen sollte und für den nun einfach der richtige Zeitpunkt war. Wobei – the little things? Designertisch? War der nicht super teuer?
War nicht die Freude über die Erfüllung eines Traumes unbezahlbar?
Dieser Text ist ein Aufruf zum Hinterfragen. In diesen Zeiten spüren wir, was zählt. Wir spüren, was uns wichtig ist. Wir spüren, dass die kleinen Dinge vielleicht die großen sind und immer schon waren – wir spüren, dass kleine und große Dinge nichts kosten müssen. Aber, dass sie es dürfen.
Was macht dich wirklich glücklich? Ist dir Geld wichtig? Warum ist dir Geld wichtig? Wofür? Warum möchtest du dir was leisten und warum genau das? Was sind deine big little things?