Fast täglich führt unser Weg in’s Büro – egal ob zu unserem Office auf der Mariahilfer Straße oder in Richtung Babetown – an mindestens einer Veganista Filiale und/oder The Lala vorbei. Kein Wunder, dass wir dort immer öfter auf einen gesunden Snack, einen Smoothie to-go oder ein genüssliches Eis reinstolpern. Im Rahmen der regelmäßigen Besuche durften wir auch die Bekanntschaft mit dem Gründerinnen-Duo Cecilia und Susanna machen. Die beiden Schwestern sind absolute Powerfrauen mit einer Leidenschaft für veganes, gesundes Essen, stets einem Lächeln im Gesicht und einer tollen Art, die den Austausch unter (Business) Frauen zelebriert. So kommt es auch, dass wir ihnen im letzten Jahr beim persönlichen Gespräch (mit einem Green Smoothie oder Oat Mylk Latte, versteht sich) schon so manch eine Frage zu ihrem erfolgreichen Geschäftsmodell gestellt haben – und jetzt konnten wir sie auch für unsere Job Report Serie gewinnen.
Dieses Karriere Interview mit den Gründerinnen von Veganista und The Lala macht uns ganz besonders stolz, denn man kann von Cecilia und Susanna so unglaublich viel lernen. Egal ob ihr von einer eigenen Lokalität träumt, in der Gastro Fuß fassen wollt oder einfach riesige Veganista-Fans seid, diesen Job Report solltet ihr auf jeden Fall in Ruhe (am besten bei einer Kugel Eis) durchlesen!
1) Cecilia, ihr habt in 2013 Wiens erstes veganes Eisgeschäft eröffnet. Da ward ihr eurer Zeit und dem aktuellen Trend ziemlich voraus. Woher kam die Idee, was hat euch dazu bewegt? Wie lang war die Vorlaufzeit / Planung bis zur Eröffnung?
Es war volles Risiko aus Leidenschaft, als wir die Entscheidung getroffen haben, einen veganen Eissalon aufzusperren. Wir ernähren uns ja schon ganz lange vegan und Eis ist uns als Veganer immer am meisten abgegangen. Ja natürlich gab es ab und zu Fruchtsorbet, aber man konnte sich nie sicher sein, ob das auch wirklich vegan war, weil die Produktion nicht vegan war und außerdem wollten wir auch mal cremige Sorten haben.
Veganismus ist unser Leben, denn ich bin schon 34 Jahre vegan und Susanna ca. 15 Jahre. Es war irgendwie logisch, dass wir irgendwann eine vegane Firma gründen werden. Und da wir totale Foodies sind, war es auch ganz schnell klar, was uns im Leben am meisten fehlt und was wir machen müssen. Veganes, verrücktes Eis, das besser schmeckt als jedes andere Eis!
Wir hatten aber leider keine Ahnung vom Eismachen. Ich habe 2005 LUSH Cosmetics nach Österreich gebracht und hier aufgebaut. Also eine Marke aufziehen und erfolgreich zu machen war nichts Neues für mich. Aber Eismachen? Da kam meine Schwester Susanna ins Spiel. Ein Genie, wenn es um Geschmäcker geht. Außerdem ist für sie nichts unmöglich.
Unser Lebensmotto generell ist es, dass man einfach alles schaffen kann. Wir hatten keine Hilfe, haben uns immer alles alleine aufgebaut. Wir kommen auch nicht aus einer Unternehmerfamilie. Wir haben alles aus dem Nichts aufgebaut. Deswegen hatten wir auch keine Angst davor, über dieses Business alles zu lernen.
2012 gab es aber weltweit genau einen veganen Eiskurs. Der war in New Jersey. Meine Schwester hat sich ins Flugzeug gesetzt und hat diesen Kurs gemacht. Im Schneesturm ist sie angekommen und hat gelernt, wie sie es sicher nicht machen will. Es wurden nur Fertigpasten, Geschmackverstärker und Farbstoffe verwendet. Sicher nicht! Wir wollten ein “Ehrliches Eis” machen!
Das Hauptproblem war, dass jeder nur Fertigpasten angeboten hat (die nicht mal vegan waren). Aber wie macht man sich diese Basis fürs Eis selber? Genau da begann die Arbeit. Die hat ca. 1.5 Jahre gedauert. Susanna hat in ihrer 40m2 Wohnung getüftelt, bis es endlich geschafft war! Sie hat das perfekte, vegane Eis ohne Fertigpaste kreiert! Das war übrigens 2 Monate, nachdem wir den Shop in der Neustiftgasse angemietet haben. Das war ein Risiko. Aber “no risk, no fun”.
Von unserem Umfeld hatten wir leider nichts Positives gehört. Wirklich jeder hat uns gewarnt, dass es ein Blödsinn ist, was wir hier vorhaben und dass wir unser Geld verlieren werden und in ein paar Monaten wieder schließen werden. Wir haben uns nicht demotivieren lassen und haben einfach weitergemacht. Am Tag der Eröffnung (9 Grad und Regen Ende Mai!), hatten wir eine geringfügige Mitarbeiterin im Shop stehen und waren gespannt, ob irgendwer kommt. Schon vor der offiziellen Eröffnung hat sich plötzlich eine Menschenschlange vor dem Geschäft gebildet! Es war Wahnsinn! Wir wurden gestürmt und waren um 14 Uhr total ausverkauft, weil wir mit der Eisproduktion nicht nachgekommen sind. Meine Schwester hat ganze Nacht durchproduziert, damit wir am nächsten Tag wieder genug Eis hatten. Ab dem Tag war klar, dass das Konzept Veganista funktionieren wird.
Heuer eröffnen wir unseren 12. Veganista Shop und haben auch schon ein veganes Lokal „The LaLa“ gleich neben unserem ersten Veganista Shop eröffnet. Es wird heuer auch ein zweites „The LaLa“ geben. Wir wollten unbedingt gesundes, veganes Essen, das man schnell bekommt in unserer Nähe haben. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, ein neues Konzept aufzubauen. Wir lieben Los Angeles und haben uns den Lifestyle und das Essen aus LA zum Vorbild genommen und im „The LaLa“ umgesetzt. Es kommt wirklich sehr gut an und wir hoffen, dass wir noch viele Standorte eröffnen werden.
2) Was habt ihr davor beruflich gemacht, welche Ausbildung/Werdegang habt ihr?
Susanna hat nach der Matura in Wien begonnen zu studieren und sie hat nebenbei in allen möglichen Funktionen, immer bei LUSH, gearbeitet. Sie hatte immer schon eine Leidenschaft fürs Kochen und gutes Essen. Nach ihrer Zeit bei LUSH hat sie in Gastrobetrieben in Managementfunktionen gearbeitet. Ab 2012 war sie sehr oft in LA, um am neuen Konzept Veganista zu arbeiten.
Ich bin nach der Matura nach Wien gezogen um Publizistik zu studieren. Während des Studiums musste ich immer sehr viel arbeiten, damit ich mir das Leben in Wien leisten konnte. Ich habe etliche Jobs beim ORF gemacht. Nach dem Studienabschluss bin ich nach Toronto gegangen und habe dort bei MAGNA INT. (Frank Stronach) ein paar Jahre als PR Assistant gearbeitet. Danach war ich beim ORF in der Pressestelle tätig und habe eigentlich schon meine Selbständigkeit vorbereitet. Nach vielen Absagen von LUSH Cosmetics konnte ich sie nach 14 Monaten kämpfen endlich davon überzeugen, dass sie mir die Lizenz für Österreich geben und ich konnte 2005 den ersten LUSH Shop Österreichs in Wien aufsperren. 2012 habe ich LUSH verkauft, bin ein Jahr nach LA gegangen und habe dort (sehr oft mit meiner Schwester) an Veganista gearbeitet.
3) Dieses Jahr steht die Eröffnung der 12. Filiale von Veganista in Wien an, letztes Jahr habt ihr The LALA eröffnet. Sprich: ihr seid schnell gewachsen. Was waren dabei die größten Herausforderungen und Learnings? Wie viele Personen sind bei euch angestellt?
Das große Limit war natürlich Cash. Keine Bank wollte uns Geld geben, deswegen konnten wir nur aus dem Cash Flow neue Geschäfte finanzieren. Ich musste die Umbauten und Eröffnungen ganz genau timen, damit ich meine Rechnungen zahlen konnte. Veganista macht im Winter ja weniger Umsatz, deswegen war es der pure Nervenkitzel, ob man mit dem Geld bis zum Frühjahr durchkommt und auch noch einen Shop finanzieren kann. Irgendwie habe ich es immer geschafft. Ich musste nur sehr oft mit Geld am Konto und offenen Rechnungen jonglieren. Das war die größte Herausforderung.
Daran hat sich eigentlich auch nicht viel geändert. Jetzt spielt sich das ganze nur in anderen, größeren Dimensionen ab. Aber planen muss man in unserem Business ganz genau. Ein kleiner Fehler und man reißt die ganze Firma mit. Was die Expansion betrifft, würde ich alles genauso wieder machen. Es sind uns keine großen Fehler passiert. Heuer werden wir mit The LALA und Veganista zusammen gesamt ca. 160 Leute angestellt haben.
4) Wie ist es mit der Schwester gemeinsam ein Business zu führen? Gibt es bei euch eine klare Zuständigkeitsverteilung oder seid ihr beide in alle Themen involviert?
Gute Frage! Ich finde, es gibt keinen besseren Partner als meine Schwester! Wir vertrauen uns zu 100% und bauen uns gegenseitig ständig auf, wenn der andere down ist oder irgendwer wieder was gemeines über uns sagt oder uns schaden will. Das kommt sehr oft vor und in diesen Situationen ist es wichtig, dass man einen Partner hat.
Aber natürlich sind wir am Ende des Tages Schwestern und nerven uns und streiten. Das kommt schon regelmäßig vor, aber es dauert nicht lange, und wir vertragen uns wieder. Wir sind eben verschiedene Menschen, sie ist 12 Jahre jünger als ich. Aber wir halten wie Pech und Schwefel zusammen und so kann uns keiner etwas anhaben. Auch unser Bruder, er ist unser Architekt, ist ein wichtiger Teil und wir bilden eine Einheit, die kämpfen kann und das uns sehr stark macht. Wir sind die drei Musketiere sagen wir immer!
Und ja, es gibt eine Aufteilung der Aufgaben. Meine Schwester kreiert Produkte und ist für das Tagesgeschäft beider Firmen verantwortlich. Kein einfacher Job, den nicht jeder so machen könnte. Ich bin für die Strategie der Firmen, Expansion, fürs Geld und für PR/Marketing zuständig. Und natürlich für alles, was ein Geschäftsführer so machen muss. Meine Schwester und ich besprechen natürlich alles und wissen genau Bescheid darüber, was der andere macht. Aber diese klare Trennung ist wichtig bei unserer Größe.
5) Gibt es bei euch so etwas wie einen “normalen” Büroalltag? Wie sieht dieser aus?
Ja, so etwas gibt es. Wir sind gerade in ein größeres Büro gezogen. Wir haben zwei Assistentinnen und einen Controller, der mit Susanna und mir die Firma leitet. Er ist ein Freund seit 20 Jahren und für den Rest unseres Lebens.
Wir treffen uns alle in der Früh im Büro und erledigen, was es so zu tun gibt. Dann fliegen natürlich alle langsam aus und wir sind immer über WhatsApp oder Telefon in Kontakt. Es gibt außerdem einen wöchentlichen Jour Fix mit unserem Bruder um alle Projekte zu besprechen und uns ein Update zu geben. Das verbinden wir immer mit einem „The LaLa“ Mittagessen im Büro. Im Sommer sind wir selten vor 22 Uhr zu hause, aber es macht Spaß und der Winter ist dann doch wieder ruhiger.
6) Was waren die größten Hürden in den letzten 7 Jahren?
Ich würde sagen, die größten Hürden für mich waren Geld aufstellen und die richtige Strategie für die Firma zu finden. Auch das hat sich nicht geändert. Es ist immer noch meine Hauptaufgabe und eine große Verantwortung. Für meine Schwester war der schwierigste Job, gutes Personal zu finden. Denn der Erfolg der Firma steht und fällt mit unseren Mitarbeiterinnen. Das hat sie wirklich sehr gut gemacht, denn wir hatten in den letzten Jahren immer tolle Mitarbeiterinnen. Ein paar Ausnahmen gab es natürlich, aber auch diese Probleme hat sie richtig gute gemeistert.
7) Was waren die größten Erfolge bis jetzt? Was ist das Schönste an eurem Job?
Als Unternehmen von Anfang an profitabel zu sein war und ist für mich der größte Erfolg. Wir hatten noch nie einen Veganista Shop, der negativ gelaufen ist.
Ein Erfolg ist auch, dass wir von Mallorca bis in die Steiermark kopiert wurden. Das ist doch auch eine Auszeichnung, oder? Erfolg ist, wenn man imitiert wird. Das ist ein Zeichen dafür, dass man eine großartige Marke kreiert hat. Man muss es als Kompliment sehen.
Das Schönste ist die Freiheit tun zu können, was man gerade will. Ideen kann man sofort umsetzen und muss niemanden fragen. Was uns persönlich immer wieder sehr berührt ist, wenn Kundinnen oder Kinder dankbar sind, dass sie Eis essen können, obwohl sie Allergien haben. Es gab schon sehr schöne Momente.
You should live and die by your own decisions.
8) Habt ihr Tipps, die ihr Frauen, die sich in der Gastronomie selbstständig machen möchten, mit auf den Weg geben könnt?
Bereit sein, etwas härter zu kämpfen, denn es ist immer noch so, dass Männer es viel einfacher haben im Business Leben. Wir erleben das ständig.
Es ist wirklich harte Arbeit, das unterschätzen viele. Aber es zahlt sich aus, denn man wird auch täglich belohnt und es macht riesigen Spaß!
Keiner kann es alleine machen. Bau dir ein Netzwerk auf und nutze das auch.
Es wird viel Feedback geben, aber am Ende des Tages vertraue auf deinen Instinkt.
Mein Motto: Just do it! Wenn du es wirklich willst, dann einfach tun!
Fotos: Severing Wurnig/Generation-V
One thought on “Job Report: Cecilia & Susanna, Veganista / The LALA”
hi goooooaals! so, so cool & noch dazu soooo, so lecker <3