Über die Jahre gab es bei uns schon so einige Job Reports zu lesen. Über 30 an der Zahl. Darunter alles von Physiotherapeutinnen und Interior Designerinnen, bis hin zu einer selbstständigen Grafik Designerin, Make-Up Artistin oder Zuckerbäckerin. Doch auf die Idee über unseren eigenen Berufstitel zu schreiben und eine Blogger-Kollegin für die Serie auszuquetschen sind wir ehrlich gesagt noch nicht gekommen. Höchste Zeit also, dass wir unsere Job Report Serie schamlos ausnützen um ein bisschen Aufklärungsarbeit rund um den Beruf einer Bloggerin zu leisten.
Es gibt für uns viele Paradebeispiele der Branche. Frauen (und Männer) die uns mit ihrem täglichen Content inspirieren, die wir bewundern und die eine treue Leserschaft pflegen – darunter auch Nina Schwichtenberg, die gemeinsam mit ihrem langjährigen Freund und Partner Patrick Kahlo den erfolgreichen Blog Fashiioncarpet führt. Mit einem Background im Modejournalismus dürfte es keine große Überraschung sein, dass die Inhalte auf Nina’s Blog nicht nur optisch ansprechend sind, sondern konkrete Styling-Tipps, Beauty Know-How, Travel Inspiration und natürlich ganz viel Mode und aktuelle Trends beinhalten. Doch wie viel Arbeit und Disziplin es wirklich bedarf um regelmäßigen, hochwertigen (und vor allem kostenlosen) Content zur Verfügung zu stellen, dass erfahrt ihr im heutigen Job Report:
- Nina, was ist deine Antwort, wenn jemand nach deinem Beruf fragt?
Wenn mich jemand nach meinem Beruf fragt sage ich, dass ich Blogger und Content Creator bin. Der Blog war und ist schon immer mein Hauptkanal gewesen, daher bin ich nach wie vor Bloggerin mit Leib und Seele. Die mittlerweile allseits bekannte Bezeichnung „Influencer“ meide ich persönlich immer, da ich mich zum einen nicht mit dieser Bezeichnung identifizieren kann – sie beschreibt leider nicht im Ansatz was wir eigentlich alles tun – und zum anderen haben viele Menschen sehr negative (leider nicht immer komplett unbegründete) Vorurteile gegenüber diese Berufsbezeichnung.
- Wie schaut dein Werdegang aus? Welche Ausbildung hast du?
Mein berufliches Ziel war es immer Moderedakteurin zu werden. Um auf dieses Ziel hinzuarbeiten, habe ich Germanistik und Mode/Textil im Bachelor studiert. Bis zu meiner ersten, richtigen Festanstellung in einer Moderedaktion, absolvierte ich rund acht verschiedene Redaktionspraktika – sowohl während als auch nach meiner Studienzeit. So war ich u.a. als Praktikantin bei ProSieben in der Taff Redaktion, habe beim Joy und Shape Magazin als Modeassistentin gearbeitet und als letztes als Online Moderedakteurin bei Stylight. Ende 2015 habe ich mich dann mit dem Blog selbstständig gemacht. Zu diesem Zeitpunkt war Fashiioncarpet bereits drei Jahre alt und lief bis dato als „zweiter Vollzeitjob“ nebenher. Irgendwann musste ich mich allerdings entscheiden, da meine Festanstellung und der Blog zeitlich nicht mehr miteinander zuvereinbaren waren.
- Bevor du den Schritt in die Selbstständigkeit getan hast, warst du also Moderedakteurin. Wie hat dir diese Berufserfahrung in deinem jetzigen Business geholfen?
Patrick und ich haben beide vor unserer Selbstständig in einer Festanstellung gearbeitet und „die echte“ Arbeitswelt kennengelernt. Mir haben die Arbeit und die Zeit als Moderedakteurin extrem geholfen, um den Arbeitsmarkt „von ganz unten“ und „ungefiltert“ kennenzulernen. Ich habe gelernt wie man mit Kunden und Agenturen zusammenarbeitet. Worauf es redaktionell und in der Branche ankommt. Und, dass man am Ende einfach immer abliefern und professionell sein muss. Ich möchte die Zeit nicht missen und ich glaube sie ist heute auch ein Stück weit für unsere strukturierte und bewusste Arbeitsweise verantwortlich.
- Welche Tipps hast du für Frauen, die gerne im Bereich Modejournalismus arbeiten möchten?
Man sollte auf jeden Fall ein Studium absolvieren. Hierbei muss es meiner Meinung nach aber gar nicht immer das klassische Modejournalismus Studium an der teuren Privatuniversität sein. Viel wichtiger ist, dass man weiß was man möchte und welche Wege man dafür einschlagen muss. Man sollte möglichst früh Praxiserfahrung sammeln, erste Kontakte knüpfen und beispielsweise durch Studentenjobs versuchen, einen Fuß in die Tür zu bekommen. In dieser Branche wird einem nichts geschenkt. Gerade am Anfang putzt man in der Regel viele Klinken und muss hin und wieder auch in Vorleistung gehen. Ein langer Atem, Disziplin, Fleiß und Professionalität sind meiner Meinung nach die wichtigsten Charaktereigenschaften, um erfolgreich und vor allem lange in dieser Branche bzw. auf dem Markt arbeiten zu können.
- Woher nimmst du die Inspiration für die täglichen Beiträge auf deinem Blog und den regelmäßigen Content auf Social Media?
Mir ist wahnsinnig wichtig, dass ich meinen Content für meine Leser und ihre Interessen mache. Denn am Ende sind sie es, die Fashiioncarpet und mich dorthin gebracht haben, wo wir heute sind. Daher frage ich meine Leser regelmäßig, welche Themen sie gerne auf dem Blog hätten, was sie interessiert und worüber sie schon immer mal was lesen wollten. Das funktioniert ganz toll und ich bin immer wieder begeistert, was für tolle Ideen und Themen dabei entstehen. Außerdem überlege ich natürlich, welche Themen mich persönlich bewegen, welche Trends relevant und interessant sind und wie man diese für den Blog und in meinem eigenen Stil umsetzen kann. Ich möchte, dass meine Leser ein positives Content-Erlebnis auf Fashiioncarpet haben und meine Beiträge immer einen Mehrwert für sie bieten. Wir haben unsere Content-Menge auf dem Blog (im Gegensatz zu vielen anderen in der Branche) im letzten Jahr hochgesetzt und die Leser nehmen diese Entwicklung dankbar und mehr als positiv an. Ich sehe anhand unserer Statistiken, dass die Leute Lust und Interesse an „richtigem“ und gehaltvollen Blog Content haben, dankbar für Tipps und Anregungen sind und den Blog mehrmals wöchentlich besuchen. Das ist eine wundervolle Wertschätzung für unsere Arbeit und bestärkt mich weiterhin ganz stark darin, auf den Blog zu setzen und an guten Content zu glauben. Ich persönlich werde daher niemals den Fokus meines Jobs auf Social Media, ein komplett fremdbestimmtes Medium, das jeden Tag untergehen kann, legen.
- Das Team Fashiioncarpet besteht aus dir und deinem Partner Patrick – gibt es zwischen euch definierte Aufgabenbereiche? Welche Rolle spielt Patrick (@patkahlo) für den Blog?
Bei uns ist das seit gut drei Jahren ziemlich klar aufgeteilt, da so jeder von uns in seinem Fachbereich arbeiten kann. Ich bin für sämtliche Kreativprozesse wie das Schreiben von Artikeln, Bildbearbeitung, Recherche, Shooting Umsetzung und Planung, Konzepterstellung sowie die Koordinierung der gesamten Inhalte und das Community Management verantwortlich. Patrick hingegen übernimmt den administrativen Part bei Fashiioncarpet. Sprich: er ist für die komplette und übergreifende Kundenkommunikation, sämtliche Businessprozesse sowie mein Management tätig. Außerdem arbeitet Patrick freiberuflich als Foto- und Videograf für Fashiioncarpet und ist somit für meine kompletten Inhalte verantwortlich. Seit kurzem arbeitet er außerdem unabhängig von Fashiioncarpet für Kunden und Unternehmen, indem er Foto- und Videomaterial für deren Kanäle produziert.
- Was sind die größten Herausforderungen im beruflichen Alltag?
Mal abzuschalten. Bei Patrick und mir verschwimmt das berufliche mit dem privaten Leben ganz stark, da wir beide in Vollzeit an dem Blog und im gleichen Beruf arbeiten. Wir mussten über die Jahre erst lernen damit umzugehen. Teilweise haben wir auch heute noch Schwierigkeiten damit und merken, dass der berufliche Stress (leider) nach wie vor Einfluss auf unser Privatleben hat. Am Ende arbeiten wir gefühlt 24/7 und besonders am Anfang war es eine große Herausforderung, da uns der Job eigentlich bei allem begleitet. Auf der einen Seite ist das wahnsinnig schön und ich bin unendlich dankbar dafür, dass wir unser Hobby zum Beruf machen konnten. Wir lieben und leben das was wir tun zu 100%. Auf der anderen Seite mussten wir erst lernen und realisieren, dass wir uns durchaus auch mal einen Tag in der Woche frei nehmen können bzw. müssen. Zwar arbeiten wir auch heute noch samstags und sonntags, allerdings achten wir mittlerweile mehr darauf uns auch mal einen Break zu gönnen. Das ist wahnsinnig wichtig und klappt mal besser, mal schlechter. Aber wir arbeiten daran regelmäßig etwas “Us-Time” in unseren Alltag zu bringen :)
- Was ist das schönste an deinem Beruf?
Die Freiheit (fast) alles selbst bestimmen zu können. Der eigene Chef zu sein und die Fäden in der Hand zu haben, ist ein wahnsinnig tolles und wertvolles Gefühl, das ich nicht mehr missen möchte. Ich kann mich redaktionell komplett austoben, kann über alles schreiben was mich interessiert oder gerade bewegt. Wir können reisen so viel wir mögen und dürfen die tollsten Geschichten mit unseren Lesern teilen. Wir sind in der wunderbaren und mehr als dankbaren Situation, uns unsere Geschäftspartner auszusuchen und unsere Inhalte komplett authentisch und zu uns passend aufbereiten zu können. Hinzukommt der tolle und qualitative Austausch mit meinen Lesern.
EN: Over the years we have published a lot of job reports. Over 30 of them. Featuring everything from physiotherapists and interior designers to a freelance graphic designer, make-up artist or confectioner. But to be honest, until now we hadn’t yet come up with the idea of writing about our own profession or questioning a fellow blogger colleague of ours for the career profile. So it’s high time that we shamelessly used our Job Report series to do some educational work about the profession of a blogger.
There are many great examples of the industry. Women (and men) who inspire us with their daily content, whom we admire and who cultivate a loyal readership – including Nina Schwichtenberg, who runs the successful Fashiioncarpet blog together with her long-time boyfriend and partner Patrick Kahlo. With a background in fashion journalism it should come as no surprise that the content on Nina’s blog is not only beautiful to look at, but also contains great styling tips, beauty know-how, travel inspiration and of course lots of fashion. But how much work and discipline it really takes to provide regular, high-quality (and above all: free) content, you’ll find out in today’s Job Report:
Nina, what is your answer when someone asks about your job?
When someone asks me about my job, I say I’m a blogger and content creator. The blog was and always has been my main channel, so I am still a blogger with heart and soul. I personally always avoid the well-known term “Influencer”.
What does your career look like? What kind of education do you have?
My professional goal has always been to become a fashion editor. In order to work towards this goal, I studied German language and literature and fashion/textile in my bachelor’s degree. Before my first real permanent position in a fashion editorial department, I completed around eight different editorial internships – both during and after my studies. At the end of 2015 I went full-time with the blogging, since I couldn’t do both anymore!
Before you took the step into self-employment, you were a fashion editor. How did this professional background help you in your current business?
Patrick and I both worked in a “normal” job before our self-employment and got to know “the real” working world. My work and time as a fashion editor helped me a lot to get to know the job market “from the bottom up” and “unfiltered”. I learned how to work with clients and agencies. What is important in the industry. And that in the end it always comes down to the fact that you simply have to deliver. I don’t want to miss the time and experience! I think it is also responsible to a certain extent for our structured and conscious way of working today.
What tips do you have for women who would like to work in the field of fashion journalism?
You should definitely study and get a degree. In my opinion, it doesn’t always have to be the classic fashion journalism studies at an expensive private university. It is much more important that you know what you want and which paths you have to take in order to get there. You should gain practical experience as early as possible, build a network, make your first contacts and try to get a foot in the door, for example through student jobs or internships. Nothing is given to you for free in this industry. Especially at the beginning you usually have to pay into it with your own time and money. In my opinion, a long breath, discipline, diligence and professionalism are the most important traits to be able to work successfully and above all for a long time in this industry.
Where do you get the inspiration for the daily posts on your blog and the regular content on social media?
It’s incredibly important to me that I create my content for my readers and their interests in mind. Because in the end, it is they who have brought Fashiioncarpet to where we are today. That’s why I ask my readers regularly which topics they would like to see more of on the blog, what they are interested in and what they like reading about.
The team Fashiioncarpet consists of you and your partner Patrick – are there defined tasks between you? What role does Patrick (@patkahlo) play for the blog?
For the past 3 years, we have created very distinct job descriptions for the two of us. I am responsible for all creative processes such as writing articles, image editing, research, shooting, implementation and planning, concept development as well as coordinating all content and community management. Patrick, on the other hand, takes care of the administrative part at Fashiioncarpet. In other words: he is responsible for the client communication, all business processes as well as my management. Patrick also works as a freelance photographer and videographer for Fashiioncarpet and is therefore responsible for all my visual content. He has also recently started working independently of Fashiioncarpet for customers and companies, producing photo and video content for their channels.
What are the biggest challenges in everyday professional life?
To switch off.. With Patrick and me the professional life blurs with the private life quite strongly, because we both work full time on the blog and share the same occupation. Over the years we had to learn how to deal with it. Sometimes we still have difficulties with it today and notice that the professional stress (unfortunately) still has influence on our private life.
What is the best thing about your job?
The freedom! To be your own boss and to be in charge of (almost) everything is an incredible and valuable feeling that I certainly don’t want to miss anymore. I can write about anything that interests me or moves me. We can travel as much as we like and share the greatest stories with our readers. We are in the wonderful and more than grateful situation of choosing our business partners and being able to prepare our content completely authentically and appropriately for us and our values. In addition there is the qualitative exchange with my readers which I also love!
4 thoughts on “Job Report: Nina Schwichtenberg, Blogger & Content Creator”
YAAAAY to this, Nina and all the other girlbosses out there!
wow -mega toller job report! nina ist ja auch so eine power frau!
glg katy
http://www.lakatyfox.com
Wow, sehr cooler Beitrag, ich lese Ninas Blog auch schon seit Jahren :)
Liebe Grüße
Dorie von http://www.thedorie.com
Liebe Nina,
vielen Dank für die interessanten Einblicke in deinen Beruf.
Auch mein Freund und ich haben uns selbständig gemacht und arbeiten an verschiedenen gemeinsamen Projekten.
Ich kann daher sehr gut nachvollziehen was du meinst, mit dem Verschwimmen des Berufs- und Privatlebens. Gerade für eine Beziehung kann das eine Herausforderung sein. Oft geht es dann nurnoch um die Arbeit. Deswegen haben auch wir angefangen ganz bewusste Auszeiten zu nehmen.
Ich finde deinen Blog ganz toll!
Alles Liebe,
Jasmin von https://beyondmymat.de/