Aufgewachsen ist Rebecca in Frankreich, studiert hat sie BWL und Spanish in Mannheim und am Bodensee, vor fünf Jahren ist sie für den Beruf nach Kopenhagen gezogen, 2016 kam sie mit der Aufgabe die DACH-Region für Reform aufzubauen nach Berlin und mittlerweile leitet die 27-Jährige dort ein Team von mehr als zehn Personen als Managing Director DACH. Ein klassischer Management Beruf ist es jedoch nicht, denn die Kreativität der Marke reform lässt sich von ihrem Job nicht trennen. Zum Glück! Denn gerade diesen Aspekt liebt sie – genauso wie sie eine gute Runde Tischtennis am Wochenende, Klavier spielen und die Stadt Berlin liebt.
Das BWL Studium bietet eine gute Basis für Rebecca’s Karriere, doch wie wir alle wissen kommt es meistens anders als man denkt. Selber hatte sie vor ihrem Job bei Reform (auch wir lieben die Marke und Idee) direkt nach dem Studium kaum ein Vorstellungsgespräch, nun gehören die Bewerbungen potentieller Mitarbeiter sowie Gespräche mit den bestehenden Teammitgliedern zur Tagesordnung von Rebecca. Wir haben sie letzte Woche in Berlin zum persönlichen Gespräch getroffen und ihr für unsere Job Report Serie ein paar Fragen gestellt.
Wie kamst du zu reform? Wie sah dein Werdegang davor aus?
Ich kam direkt von der Universität zu reform. Klar hatte ich davor schon immer gearbeitet, aber mehr in der Beratung und neben dem Studium. Ich habe in Mannheim und am Bodensee BWL studiert – also nichts mit Design (obwohl ich immer schon eine Leidenschaft dafür hatte) – und bin dann mehr oder weniger per Zufall zu reform gekommen. Ich wollte nach dem Studium nach Kopenhagen, oder besser gesagt Skandinavien, und hab dementsprechend einfach geschaut was es dort auf dem Arbeitsmarkt gibt. Der Reform Copenhagen Job war damals ausgeschrieben und die brandneue Firma hat zu dem Zeitpunkt jemand deutschsprachiges gesucht weil sie von Beginn an die Vision hatten auch in die DACH Region zu gehen. Ich war dort circa zwei Monate nach der Gründung deren erste Mitarbeiterin und bin für den Job nach Kopenhagen gezogen. Am Anfang waren wir zu dritt mit den beiden Gründern in einem Co-Working Space in Kopenhagen. Also ich würde sagen, ich bin Quereinsteigerin, aber doch irgendwie auch Berufsanfängerin (damals).
Was steht auf deiner Visitenkarte?
Auf meiner Visitenkarte steht Managing Director DACH.
Meine Aufgaben beinhalten Showrooms aufzubauen, Mitarbeiter zu finden und das Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzubauen – seit Anfang des Jahres habe ich auch Frankreich als Verantwortungsbereich dazu bekommen.
Wie schaut dein Arbeitsalltag aus? Welche Aufgaben beinhaltet dein Job?
Das variiert total. Je nachdem in welcher Phase wir uns befinden. In den letzten Wochen haben wir in unserem Berliner Showroom ein paar Änderungen durchgeführt und neue Showküchen aufgebaut. Parallel arbeiten wir an unserem neuen Showroom in Köln und planen für Hamburg (Anm. d. Red.: Und Wien? Das ist für 2020 auf der Agenda).
Sprich: Ich bin ständig im Austausch mit Handwerkern, ich organisiere Produkte und plane die Showrooms gemeinsam mit den Design-Teams in Kopenhagen. In so einer Phase besteht der Alltag aus viel Koordination und Organisation.
Ansonsten, wenn ich in Berlin bin, ist viel Mitarbeiterarbeit auf der Agenda. Allerdings sind wir wirklich konstant auf der Suche nach neuen Showrooms. Daher ist Obiges der größte Teil meiner Arbeit. Auch der Austausch mit Architekten, die die Produkte für ihre Kunden haben wollen und der Aufbau eines Netzwerks.
Was sind die schönsten Aspekte von deinem Beruf?
Das Schönste ist für mich tatsächlich, dass ich mit sehr vielen leidenschaftlichen und kreativen Personen zusammenarbeite. Ganz viele unserer Kunden sind selber aus der Kreativbranche in irgendeiner Art und Weise – diese finden es sehr cool, dass es eine Alternative zu den Optionen, die man sonst so kennt gibt.
Ein anderer Aspekt ist, dass ich es liebe mit einem Produkt zu arbeiten, das anders und neu ist und von den Leuten dafür auch geschätzt wird. Es geht nicht darum, dass es das teuerste oder luxuriöseste Produkt auf dem Markt ist – es ist innovativ und vom Designaspekt her etwas, das man nicht so oft und viel sieht. Auch die Zusammenarbeit der Marke mit diversen bekannten Architekten, die teilweise auch an der Schnittstelle zur Kunst arbeiten ist toll!
Wo ergeben sich für dich die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung ist – so banal es sich anhört – gute Handwerker zu finden. Das ist natürlich jetzt gerade total aktuell, da hier im Showroom vor acht Stunden noch gearbeitet wurde und alles voll mit Werkzeug war. Im Großen und Ganzen fasst das meine größte Herausforderung als Managing Director aber perfekt zusammen, da es unheimlich wichtig ist die passenden Mitarbeiter zu finden und ein starkes, motiviertes, leidenschaftliches und selbstständiges Team aufzubauen. Ich möchte keine Leute, die nur da sind um am Ende des Monats ihr Gehalt einzusammeln, sondern Menschen, die für das Produkt genauso brennen wie ich und die Botschaft und Philosophie der Marke auch nach außen tragen können. Dazu kommt, dass ich ja selber vor dieser Position nie wirklich eigene Job Interviews hatte – und jetzt sitze ich auf der anderen Seite und führe die Gespräche. Das richtige Team aufzubauen ist super relevant und nicht einfach. Mit dem Team steht und fällt die ganze Sache, vor allem da sie auch viel Zeit alleine mit den Kunden oder im Showroom verbringen.
Du bist sehr jung mit 27 – war das Alter jemals ein Problem im Arbeitsalltag?
Nicht wirklich. Wenn die Leute hören welchen Job, beziehungsweise welche Position ich habe, schätzen sie mein Alter sowieso ganz anders ein. Am Ende des Tages müssen sie mit mir Vorliebe nehmen wenn sie bei reform arbeiten möchten. Das Alter war eigentlich noch nie ein Problem – ehr die Tatsache, dass ich eine Frau bin. Egal ob mit Handwerkern, Kunden oder Bewerbern, merkt man ab und zu eine andere Einstellung oder Erwartung. Im tatsächlichen Berufsalltag und meinem Team war das Alter noch nie ein Thema.
FOLD by reform copenhagen.
Wir müssen fragen: Welches Design von reform ist dein Favorit?
Puh, das ist schwer! Es ändert sich ständig wenn man tagtäglich mit den Produkten umgeben ist und man im Showroom neue Kombinationen sieht. Aber ich glaube am Ende des Tages würde ich mich für Fold in Anthrazit entscheiden weil ich den Farbton einfach total toll finde und den filigranen Griff so gerne mag!
Last but not least: Welchen Tipp hast du für Frauen, die einen ähnlichen Karriereweg einschlagen möchten?
Hustle! Man muss einfach anpacken, darf sich nicht zu schade sein die Finger schmutzig zu machen und sich die Nägel abzubrechen. Ich glaube das ist das Wichtigste. Es werden sich immer Möglichkeiten ergeben, aber die bringen dir nichts, wenn du sie nicht nutzt und dafür kämpfst daraus etwas zu machen. Geschenkt wird einem nichts! Wenn man Ehrgeiz und Drive hat, dann ist es (fast) egal welche Ausbildung du hast, was du vorher gemacht hast, welche Klamotten du trägst oder welche Sprache du sprichst – wer hart arbeitet wird dafür belohnt.
Für Frauen speziell: Man muss sich manchmal einfach mehr zutrauen! Frauen tendieren dazu, sich zurückzuhalten und sich Dinge nicht zutrauen nur weil sie es vorher noch nie gemacht haben. Es passiert zum Beispiel nur selten, dass Frauen sich für eine Stelle bewerben wenn sie nicht alle Kriterien erfüllen. Männer, hingegen, erfüllen zum Teil nur zwei von zehn Kriterien und bewerben sich trotzdem und sagen „Ok, ich probiere es!“. Man sollte sich immer trauen und Dinge einfach auszuprobieren!