Zur Zeit liegt eine fremde, noch nie zuvor erlebte Stimmung über dem ganzen Land. Über Europa. Über der Welt. Ausschreiben brauchen wir den Virus nicht, denn jeder weiß wovon man spricht. Über kaum anderes wird gesprochen. Auch bei uns drehen sich sowohl die Gedanken, als auch der Alltag um eine Krise, wie sie unsere Generation noch nie zuvor erlebt hat. Alles ist neu, und doch irgendwie stehengeblieben. Wir haben die Wohnungen seit 7 Tagen nicht verlassen und waschen uns gefühlt im Minutentakt die Hände. Wir konsumieren mehr Nachrichtensendungen und Zeitungsartikel als jemals zuvor. Alle Geschäfte und Lokale sind geschlossen. Kaum zu glauben, wie sich das Leben in einer Woche verändern kann.
Nie war es so wichtig,
gemeinsam allein zu sein.– ZEIT Magazin
Aber (!) während Angst, Ungewissheit und Einsamkeit in dieser Zeit definitiv berechtigt sind, möchten wir heute das Positive in den Mittelpunkt stellen.
Ja, wir sind zuhause.
Ja, wir machen uns Sorgen um unsere Eltern und Großeltern. Um unsere Mitmenschen.
Ja, wir haben Angst um unsere Jobs, Mitarbeiter und die wirtschaftliche Zukunft.
Ja, uns fehlt der soziale Kontakt mit Familie und Freunden. Wir vermissen den Sonntag im Kaffeehaus.
Doch es gibt tagtäglich auch unheimlich viele Dinge, die uns ein Lächeln in’s Gesicht zaubern.
Denn wenn man morgens um 9.00 mit über 300 anderen Menschen gemeinsam Yoga via Instagram Live praktiziert, wenn abends pünktlich um 18 Uhr die Kirchenglocken klingen und Applaus für Krankenschwestern, Pflegepersonal und Ärzte durch die leeren Gassen der Stadt hallt, wenn man auf einmal wieder mehr Zeit in der eigenen Küche verbringt und vielleicht ein bisschen öfter an die Menschen, die einem wichtig sind denkt – dann gehen wir am Ende alle mit mehr Zusammenhalt aus dieser Krise raus, als wir hineingeschlittert sind. Heart to heart – let’s talk! #stayhomestaypositive
Für Vicky liegt der Fokus weiterhin auf dem Positiven: Manch einer nennt es Naivität, manch einer nennt es Optimismus. Ich bin seit eh und je mit einer Persönlichkeit gesegnet, die stets an das Gute glaubt, ein positives Gemüt pflegt und meistens auf das Herz statt den Verstand hört. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich viele Chancen in meinem Leben nicht wahrgenommen hätte, hätte ich den Fokus auf die Risiken statt auf die tollen Möglichkeiten gelegt. Den Bogen jedoch in die jetzige Situation zu spannen, und diese Unbeschwertheit beizubehalten, das ist nicht leicht. Das Ausmaß dieser Situation kann und will ich mir heute nicht vorstellen. Doch was ich aktiv vor ein paar Tagen beschlossen habe, ist dass ich mir immer wieder bewusst das Positive und das Schöne vor Augen halten muss. Und meinen Alltag weiterhin so schön gestalten muss wie davor. Dafür bin ich selbst verantwortlich!
Doch eines muss vorab gesagt sein: Es ist mir bewusst, dass ich in einer privilegierten Lage bin. Ich wohne mit meinem Partner zusammen – in einer geräumigen Wohnung. Wir haben eine Aussenfläche und ich beginne den Tag im Freien mit Sonnenschein im Gesicht. Unser Kühlschrank ist prall gefüllt und unsere Familie ist gesund. Viele Jobs wurden abgesagt, doch ich kann das Gehalt meiner Mitarbeiterin weiterhin bezahlen und stehe selbst nicht am Existenzminimum. Daher möchte ich nicht für Personen sprechen, die sich in den vergangenen Tagen deutlich größeren Herausforderungen stellen mussten.
Was tun, also, in Zeiten wie diesen?
Ich schreibe in mein Journal (fancy Wort im Jahr 2020 für Tagebuch). Normalerweise dokumentiere ich dort meine Gefühlslage und die Steine, die sich mir in den Weg legen. Dinge, die ich verbessern oder ändern möchte. Doch nun fülle ich die leeren Seiten mit Dingen, für die ich dankbar bin.
Besonders viel Mühe gebe ich mir bei meinen Mahlzeiten. Das Kochen wird zum To-Do, zur gern-gesehen Ablenkung und ich habe endlich Zeit neue Rezepte zu probieren.
Kraft tanke ich, wenn ich sehe wie viel Mühe sich Menschen wie Anna Posch oder Otmane Skillbeast geben, um uns alle nicht nur fit sondern auch gut gelaunt zu halten. Es ist unglaublich, wie viel eigene Energie diese Menschen geben um via Video für eine Stunde am Tag in unser Wohnzimmer zu treten und uns dabei stärker machen, sowohl körperlich als auch psychisch.
Jeden Tag nehme ich mir eine kleine Ecke unserer Wohnung vor und schaffe Ordnung. Die räumliche Ordnung hilft dabei auch geistige Ordnung zu schaffen. Es wird ausgemistet, geputzt, sortiert und umgeräumt. Im sonst so stressigen Alltag finde ich für solche Tätigkeiten nie die Zeit oder Motivation. Jetzt ist es anders und ich liebe es!
Routine tut gut und schafft Orientierung. Bei Jessie von Journelles habe ich den Hashtag #stayhomestaychic gesehen – seither gebe ich mir jeden Morgen Mühe mit meinen Outfits. Ich zieh mich an, trage Lippenstift auf und pack den Pyjama in’s Bett – welches wir auch jeden Tag machen. Die Looks dieser Tage dokumentiere ich übrigens und werde sie euch nächste Woche gesammelt in einem IGTV präsentieren.
Zu Tränen gerührt bin ich, wenn pünktlich um 18 Uhr die Kirchenglocken läuten und in unserer Nachbarschaft Applaus hallt für all jene, die zur Zeit Alles geben!
Es ist leicht, sich in den Sorgen und der Angst zu verlieren – doch diese Krise bringt auch eine Menschlichkeit hervor, die mich zutiefst berührt. Ich hoffe, dass ich daran auch noch ganz lange, nachdem wir das gemeinsam bewältigt haben, festhalten kann!
Kathi sieht die Zeit zuhause nicht als Einschränkung sondern Freiheit: Dass mein Leben eine so unerwartete Kehrtwendung nehmen würde, damit hätte ich nie gerechnet. Ausgerechnet jetzt, wo ich das Gefühl hatte, schön langsam alles in den Griff zu bekommen. Das letzte halbe Jahr war für mich nicht einfach – es hat sich einfach alles in meinem Leben geändert. Eine große personelle und finanzielle Belastung ist durch Babetown hinzugekommen, eine riesige persönliche Umstellung, und doch war trotz des vielen Wirbels alles auch unheimlich bereichernd. Dann vor 3 Wochen der Einbruch ins Geschäft – und jetzt das. Wir haben also zu. Am letzten Wochenende hatte ich sehr mit meinen Emotionen zu kämpfen, doch seit Montag kann ich auch viel Kraft aus dieser neuen Situation schöpfen. Ja, ich freue mich geradewegs über die Ruhe, die so plötzlich in mein Leben getreten ist. Wenn ich das mulmige Gefühl in meinem Bauch ignoriere, kann ich auch viel Positives sehen und spüren.
Ich genieße es, dass ich mein Leben jetzt wieder selbstbestimmt leben kann, wenn auch nur in einem kleinen Radius meiner eigenen vier Wände. Die letzten Tage habe ich Dinge in der Wohnung erledigt, für die ich sonst nie Zeit gehabt hätte: die Vorhänge gewaschen und gebügelt, alles desinfiziert und geputzt, ausgemistet, den Teppich gereinigt und gelüftet – und so weiter, und so fort. Diese äußerliche Reinigung kann manchmal so gut tun, oder?
Ich habe meine Bücher sortiert und mir einiges an Lesematerial für die nächsten Wochen vorgenommen. Über die letzten Jahre habe ich trotz Kindle doch noch einiges an haptischen Büchern geschenkt bekommen, die ich nie gelesen habe, weil die einzige Zeit am Tag wo ich lesen konnte spät am Abend war, wenn mein Partner meistens schon schläft – das heißt, das integrierte Licht am Kindle ist meine einzige Option, wenn ich ihn nicht stören will. Oder eben ganz in der Früh, wenn meine Schlaflosigkeit mich plagt, die übrigens auch seit einer Woche verschwunden ist…
Wir kochen jeden Tag frisch und überlegen uns meistens ein geografisch-themenspezifisches Rezept. Diese Woche gab es schon Enchiladas, Linsen Dal, Pad Thai und gebratene Glasnudeln mit Gemüse – um nur einiges zu nennen. Generell leben wir sehr gesund, nehmen Vitamine, trinken reichlich viel Tee und ich habe das Gefühl, meinem Körper tut das alles sehr gut – vor allem zusammen mit den täglichen 8 Stunden Schlaf, die ich jetzt habe.
Jeder Morgen hat bis jetzt mit einer Einheit Poschstyle Live Yoga begonnen und hin und wieder gehe ich an die frische Luft für einen langen Spaziergang oder fahre ins Grüne, um das Pferd zu betreuen – heute am Abend steht noch eine Workout Einheit mit Oti 2 Go am Programm.
Gestern hat mich die Muse geküsst und ich habe plötzlich wieder das Bedürfnis, zu schreiben, denn mein Gehirn gibt wieder ein bisschen mehr Kapazität frei. Alles in Allem könnte es mir schlechter gehen. Ja, ich habe Angst vor dem nächsten halben Jahr. Ich fürchte mich davor, lange meine Familie in Salzburg nicht sehen zu können. Ich habe Angst, vielleicht jemanden anzustecken. Vor allem aber habe ich gerade eines: Freiheit.
*images via @haesci, @valentina_muntoni & @lenamaria.s