Laut Wörterbuch definiert sich das Verb “to retreat” als eine Art Rückzug, oder die Tat sich einer Situation zu entziehen (:an act of moving back or withdrawing). Auch wenn es weniger im Sinne einer Niederlage zu verstehen ist, ist die Bedeutung eines Retreats doch sehr ähnlich mit dieser Definition. Lange stand ein Yoga Retreat auf unserer persönlichen Bucket List. Wir machen seit vielen Jahren Yoga – mal regelmäßiger, mal nur sehr sporadisch – und wollten die intensivere Beschäftigung mit dem Thema gerne einmal selbst erleben. Vor rund 18 Monaten hatten wir bereits ein Retreat auf Ibiza gebucht, dieses wurde aber leider kurz vorher storniert und wir sahen es als Zeichen, dass es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht hatte sein sollen. Fast forward in den April 2019 und nun können wir endlich auch eine Retreat Erfahrung mit euch teilen. Und was für eine!
Am letzten Tag sagte die Leiterin des Mandali Retreat Centers zu unserer Gruppe: “So schön es auch ist, über diese Erfahrung zu sprechen, behaltet sie ein wenig für euch. Andere Menschen, die nicht das gleiche erlebt haben, werden es nie so empfinden können wie ihr. Behandelt diese wertvolle Erfahrung, und das damit verbundene Gefühl, wie eine wunderschöne Blume. Gießt und züchtet sie in euren Herzen noch ein Weilchen, bevor ihr sie anderen Menschen zeigt und mit ihnen teilt.”
Da kamen uns fast die Tränen, denn besser hätte man das magische Gefühl nicht ausdrücken können. Kein Review wird dem Erlebnis gerecht werden. Und dennoch ist es uns ein Anliegen, euch davon zu erzählen – wir lieben Blumen und teilen diese nur zu gerne mit allen anderen. Was ihr jedoch wissen solltet, ist dass unsere Worte nur einen Teil der fünf Tage im Retreat abbilden können. Den Rest, das wirklich Magische, muss man selbst erleben.
Doch nun zu unserem 5 Tage Yoga Retreat Review…
In welchem Retreat wart ihr und wie findet man das richtige Retreat? Wir waren im Mandali Retreat Center in Norditalien, ca. eine Stunde mit dem Auto vom Mailänder Flughafen Malpensa. Da der Aufenthalt ein Geschenk von Kathi an Vicky zum 30er war, hat sie davor viel Zeit für die Recherche investiert. Auf der Suche nach einem wirklichen Retreat Center (in dem man sich die Anlage nicht mit “normalen” Hotelgästen teilt), das noch nicht zu bekannt ist, stylish ausschaut, gutes Essen anbietet, eine tolle Lage hat und keine utopischen Vorkenntnisse erfordert, stolperte Kathi dann dank diesem Blogpost von Petite Passport auf das Mandali.
Welche Art von Retreat habt ihr gemacht? Wir haben die fünf Tage Mandali Experience gemacht. Während es auch Silent Retreats, Meditation, Breath Work oder spezialisiertere Themen wie “Rise Up From Burnout” gibt, ist die Mandali Experience perfekt für all jene, die auf der Suche nach ein bisschen Entschleunigung in Form von Yoga, Meditation und Entspannung sind. “Designed for everybody, the experience combines guided meditation, yoga, periods of silence and individual sessions.”
Die Mandali Experience beinhaltet 2-3 Meditationen, 2 Yoga Sessions zu je 90 Minuten, sowie 3 Mahlzeiten pro Tag.
Was für Leute waren beim Retreat? Unsere Gruppe war bunt durchmischt, wobei überraschend viele Yoga-Neulinge (“I’ve never had a yoga class in my life”) dabei waren. Es waren Mütter, Banker, beste Freundinnen und sogar Paare, darunter vier Männer. Der Großteil war aus Holland (da die Gründer des Mandali Retreats auch Holländer sind), aber auch drei Deutsche, eine Belgierin und ein Rumäne waren gemeinsam mit uns in der Gruppe. In Sachen Alter würden wir raten 30+.
Wie schaut ein typischer Tag im Yoga Retreat aus? Jedes Retreat ist anders, doch in unserem Fall fing der Tag immer in Stille an. Um 7:45 Uhr war der erste Programmpunkt eine 45-minütige, geführte Mediation, gefolgt von Frühstück von 8:30 Uhr bis 9:30 Uhr. Erst nach dem Frühstück wurde gesprochen – für uns zu Beginn sehr gewöhnungsbedürftig, sodass wir uns sogar auseinander setzten. Ab dem zweiten Tag fühlt sich die morgendliche Ruhe jedoch total vertraut an und man genießt es richtig. Am Ende der Woche war es ganz normal, den Morgen einfach nur mit sich selbst und seinen Gedanken zu verbringen. Nach dem Frühstück hatten wir 1,5 Stunden Freizeit, die wir meistens für ein paar Mails und die wichtigsten To-Dos am Laptop nutzten. WLAN gibt es in den Zimmern nicht, nur in der “Library”, einem gemütlichen Aufenthaltsraum. Um 11:00 Uhr ging es zur ersten 90-minütigen Yogaeinheit des Tages, eine munter machende Sequenz aus Sonnengrüßen und Posen im Ashtanga Vinyasa Stil. Von 13:00 Uhr bis 14:00 Uhr gab es immer Mittagessen. Nachmittags hatte man theoretisch bis zur nächsten Yogaeinheit um 17:15 Uhr frei, es wurden jedoch zusätzliche Sessions zum Thema “Cultivating Kindness” (eine Form vom Meditation) sowie Sharing Circles für persönliche Gespräche angeboten. Wir haben einmal den Cultivating Kindness Workshop besucht, einmal den Nachmittag im Spa (Sauna/Dampfbad) und einmal mit Arbeit verbracht. Die zweite Yogaeinheit des Tages war immer eine Yin Yoga Stunde mit tief gehenden Posen, die man zwischen 3 und 5 Minuten gehalten hat. Um 19:00 Uhr stand das Abendessen auf der Agenda, bevor man den Tag um 20:30 Uhr mit einer gemeinsamen Evening Meditation beendete. Im Zimmer haben wir dann entweder noch gelesen, mit den Partnern telefoniert oder ausgiebig gebadet. Hier findet ihr einen Auszug aus dem Programm vor Ort.
Was war so besonders an der Erfahrung? Bei diesem Punkt sind wir wahrscheinlich bei der oben beschriebenen Blume angekommen… Es war einfach alles perfekt! Viel ist auf das Retreat Center zurückzuführen, einiges aber auch auf persönliche Komponenten. Die letzten Wochen und Monate waren bei uns beiden intensiv. Sehr positiv, aufregend, spannend – aber wir hatten nur wenig Zeit gemeinsam. Alleine die Zeit, die wir mit Gesprächen verbracht haben, hat es für uns so schön gemacht. Doch wir haben uns auch mit anderen Leuten ausgetauscht, die alleine vor Ort waren und die Mandali Experience genauso genossen haben wie wir. Wieso? Weil die Guides, Lehrer und das gesamte Team wundervoll sind. Die Yoga Stunden waren für uns, mit Erfahrung, challenging (hallo, Muskelkater!) während sie für die Beginner trotzdem ein perfekter Einstieg waren. Das Essen war zu 100% vegetarisch, meist sogar vegan und glutenfrei, einfach köstlich! Die Zimmer waren stylish und modern aber dennoch puristisch und passend zu einem Retreat, bei dem man gerne mal auf unnötige Dinge verzichtet. Der Standort des Centers in den Bergen über dem Lago d’Orta war bei strömendem Regen und Gewitter genauso magisch wie bei strahlendem Sonnenschein. Die Handys lagen den Großteil des Tages im Zimmer, wir waren nicht immer erreichbar und lustigerweise ging die Welt trotzdem nicht unter (ein wertvolles Learning). Die Betten waren himmlisch und die Liebe zum Detail beeindruckend. Kurz: es war einfach perfekt!
Wieso habt ihr in getrennten Zimmern geschlafen? Weil es bei einem Retreat um den Rückzug geht. Um die Beschäftigung mit sich selbst. In getrennten Zimmern kann man seinem eigenen Rhythmus nachgehen.
Und was ist mit Digital Detox? Das passiert vor Ort eigentlich wie von alleine… Man hat das Handy so gut wie nie dabei, verbringt die (wenige) Arbeitszeit sehr fokussiert und komprimiert, da man dafür extra in die Library geht. Kathi hat sich trotzdem einen kompletten Offlinetag gegönnt und die Erfahrung geliebt. Jedem ist vor Ort selbst überlassen wie man mit dem Retreat umgeht. Keine einzige Mediation oder Yogaeinheit ist verpflichtend. Man kann das Retreat auch komplett in Stille verbringen (dafür bekommt man einen Button an der Kleidung), man kann arbeiten wenn man möchte, man kann telefonieren (jedoch nicht in den allgemeinen Räumlichkeiten) und man kann auch komplett offline sein. Wie unser Meditationsguide am ersten Tag so schön sagte: “You’ve done 80% of the work by coming here – now it is all easy!”
Fazit? Eine super schöne Erfahrung, sowohl für uns als einzelne Personen als auch für die gemeinsame Freundschaft. Wir möchten unbedingt wieder hin. Mit den Mamis, der Schwester oder Freundinnen.
Ein letzter Tipp? Bucht fünf Tage! Das fünftägige Retreat beginnt Montag gegen 15:30 und geht bis Freitag 12:30. Eigentlich drei ganze Tage und zwei halbe. Beim dreitägigen Retreat hat man “nur” zwei Nächte und einen vollen Tag. Wir fanden die Dauer perfekt und könnten uns nicht vorstellen, am dritten Tag schon wieder abzureisen.
One thought on “Review: 5 Tage Yoga Retreat”
Das Mandali ist einer meiner liebsten Retreatorte! Vor allem, weil es in der Umgebung kaum Ablenkungsmöglichkeiten gibt, außer die Natur selbst! Und natürlich wegen dem gelungenen Style… :)
Ich war vor 2 Jahren beim Retreat mit Erica Jago dort: https://www.follow-your-trolley.com/fyt-retreat-review-yogaretreat-mit-erica-jago-im-mandali-retreat-lago-dorta/