Wenn uns die letzten Wochen eines gelehrt haben, dann ist es Achtsamkeit. In vielerlei Hinsicht sind wir mit uns, unseren Gefühlen, unseren Mitmenschen und unserem Arbeitsalltag achtsamer umgegangen. Wir haben uns (nicht ganz freiwillig) viel mit uns selbst beschäftigt und es wurde uns dadurch klarer denn je, dass es einige Bestandteile unseres Lebens gibt, die wir eventuell gar nicht so sehr vermissen. Ding, die eigentlich keinen positiven Nutzen stiften und uns mehr Energie rauben als geben. Unser Ziel für die Zeit nach Corona: weniger Stress, mehr Soulfood und innere Ruhe. Wo wir auch schon beim heutigen Thema sind: Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR).
Doch was ist MBSR? Es handelt sich dabei um eine Technik die einem hilft, besser zu verstehen, wie Gedanken den Körper beeinflussen. MBSR biete eine klinisch validierte Methode um mehr Kontrolle über Stressfaktoren zu haben und lehrt uns nicht nur wie man regelmäßig Bodychecks, Atmung und Mediation durchführt, sondern bietet auch einen neuen Weg Stresssymptome zu verändern.
You can’t stop the waves, but you can learn to surf them.
– Jon Kabat-Zinn
Michaela Kainz arbeitet bereits seit über 20 Jahren als Physiotherapeutin (mehr dazu im Job Report), sie ist ausgebildete Yogalehrerin und überzeugt von einem enge Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeitsweise und ihrem therapeutischen Angebot von ganzheitlichen Methoden wieder. Immer auf der Suche nach mehr begann sie 2018 ihr Studium an der Stanford University in Kalifornien zur MBSR Technik. Sie bietet einen 8-wöchigen Kurs für Mindfulness Based Stress Reduction an und wir haben ihr im Zuge dessen ein paar Fragen gestellt.
Awareness of Breathing
Awareness of Judging
Body Scan
Beginner´s Mind
Don´t Know Mind
Mindful Yoga
Non Striving
Meditation
Letting go/Letting be
Acknowledgment
Patience
Mindful Communication
Trusting in Self-Reliance
Wieso glaubst du, dass das Mindful Movement aktuell so viel Aufschwung erlebt? Wieso ist Achtsamkeit im Alltag so wichtig?
Ich glaube, dass jetzt eine Zeit gekommen ist, in der wir alle den schon lange existierenden Overload an Möglichkeiten und Information zu spüren bekommen. Besonders durch die aktuelle weltverändernde Situation werden viele getriggert. Das Bedürfnis nach mehr innerer Ruhe ist sicherlich immer gegenwärtig, aber in herausfordernden Zeiten besonders spürbar.
In diesem Zusammenhang ist die Achtsamkeit im Alltag der erste Schritt, der Beginn so zusagen, der Schlüssel der die Tür öffnet zu dieser Beschäftigung. Zur Beschäftigung mit innerer Ruhe, Mindful Living, dem Mindful Movement.
Für wen ist MBSR besonders geeignet?
Ich finde es ist grundsätzlich für jeden geeignet der sich damit beschäftigen möchte und dafür offen ist, ohne Altersgrenzen, oder besonderer Erfahrungen als Voraussetzungen, ohne Vorbildung oder besonderer medizinische Bedürfnisse. Sicher werden sich Menschen mit einem Bewusstsein für das eigene Stresslevel und dem Wunsch daran was zu ändern eher diesem Thema widmen.
Kann sich jeder MBSR aneignen? Wo fängt man an?
Jeder kann damit beginnen und besser verstehen lernen wie Gedanken und Körpergefühle in Zusammenhang stehen. Vielleicht ist das nicht immer angenehm, und braucht genauso wie bei einem Körpertraining Übung und Anleitung. Es braucht ein bißchen Ausdauer und Geduld, dann aber ist der Benefit groß. Genauso wie es leichter ist mit einem Personal Trainer ein Sportprogramm zu beginnen, ist es leichte durch Anleitung oder einen Kurs in diese Welt einzusteigen, um nicht am halben Weg frustriert aufzugeben. Atemübungen, Meditation, Awareness mittels Körperscans sind Übungen die angeleitet werden, neben vielen wertvollen Informationen wie man z.b. immer wieder kehrende Handlungs- und Reaktionsmuster durchbrechen kann.
Was sind die größte Benefit, den Mindfulness Based Stress Reduction bieten kann? Woran erkennt man die Veränderung?
Es geht nicht darum Stress aus unserem Leben gänzlich zu entfernen – das wäre nicht möglich – viel mehr steht der Umgang mit und die Kontrolle über solche Stressfaktoren im Fokus. So können langfristig Stresssymptome kontrolliert und sogar verändert werden. Ganz nach dem Motto von Jon Kabat-Zinn “You can’t stop the waves, but you can learn to surf them.”
Das Selbstvertrauen wächst, Entscheidungen können wieder klarer getroffen werden, emotionales Leiden verändert sich und dadurch auch der individuell empfundene Stresslevel.
Ich selbst konnte z.B. eine Mittagspause von einer Stunde plötzlich wieder genießen und als wertvolle Auszeit wahrnehmen und die noch zu erledigenden To Do’s für diese Zeit einfach beiseiteschieben. Ich empfand wieder Dankbarkeit für die kleinen Dinge des Lebens, der alltägliche Ärger über Kleinigkeiten war plötzlich bedeutungslos. Und letztendlich war auch meine Leistungsfähigkeit und Energie wieder auf dem für mich gewohnten Level.
Mehr dazu erfahrt ihr direkt bei The Practice by Michaela Kainz.
*header image via @emelinaah